Ende einer Ära beim HSV. Die Klub-Chefs Bernd Hoffmann und Katja Kraus müssen zum Jahresende gehen. Das teilte der Aufsichtsrat mit.

Hamburg. Die dürre Erklärung des Aufsichtsrats am gestrigen Abend nach dem 2:4 gegen Mainz 05 hatte nur eine Länge von sieben Zeilen, die es aber in sich hatten. Darin heißt es: "Der Aufsichtsrat hat heute über den Antrag abgestimmt, die Verträge mit Bernd Hoffmann und Katja Kraus vorzeitig um ein Jahr zu verlängern. Der Antrag hat mit 7:5 Stimmen nicht die erforderliche Mehrheit gefunden." Weiter wird der Vorsitzende des Gremiums, Otto Rieckhoff, mit den Worten zitiert: "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass Bernd Hoffmann und Katja Kraus ihrer Arbeit für den HSV weiter wie bisher professionell nachkommen werden."

Diese wenigen Worte besiegelten das Ende der Ära Hoffmann spätestens zum 31. Dezember 2011. Der Vorstoß des Aufsichtsrats, den Vertrag der beiden Vorstände zumindest bis Ende 2012 zu verlängern, war der dann gescheiterte Versuch eines Kompromisses, um die beiden Lager der Kontrolleure zu einer gemeinsamen Lösung zu bewegen. Vergebens. Eine Verlängerung mit Hoffmann und Kraus, die seit Anfang 2003 den HSV führten, ist damit endgültig ausgeschlossen, die Suche nach möglichen Nachfolgern wird ab sofort intensiviert.

Dabei hatten Hoffmann und Kraus am Sonnabend noch einen letzten Versuch gestartet, ihrer offenbar aussichtslosen Situation zu entfliehen. In einer ausführlichen E-Mail, die das Vorstandsduo an alle Kontrolleure verschickte, boten die beiden an, auch Ein- statt Dreijahresverträge zu akzeptieren. Der ausgedruckt drei DIN-A-4-Seiten lange Brief wurde am Sonntag ausführlich im Aufsichtsrat diskutiert, fand bei der anschließenden Abstimmung aber keine ausreichende Mehrheit.

Wie das Abendblatt bereits berichtete, gilt somit Björn Gulden, geschäftsführender Direktor der Deichmann-Gruppe, als aussichtsreichster Kandidat für eine Nachfolge Hoffmanns. Auch Joachim Hilke, früherer Sportfive-Vorstand, führt weitere Gespräche mit den HSV-Kontrolleuren. Dabei ist die Wunschkonstellation nicht Gulden oder Hilke, sondern Gulden und Hilke. Der Norweger, der allerdings erst ab Januar 2012 zur Verfügung steht, würde dabei den Vorsitz des neuen Vorstands übernehmen, Hilke soll die Aufgaben der Zweiten Vorsitzenden Katja Kraus übernehmen.

Eine noch zu beantwortende Frage wird allerdings sein, ob Hoffmann zusammen mit Kraus nun angesichts des indirekten Misstrauensvotums selbst aktiv wird, seinen sofortigen Rücktritt erklärt und um eine Abfindungsregelung bittet. Dass der Aufsichtsrat offenbar auch selbst diese Variante nicht ausschließt, ist daran zu erkennen, dass auch der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Udo Bandow am Wochenende als Interimslösung für den Posten des Vorsitzenden ins Spiel gebracht wurde. "Ich stehe für dieses Amt nicht zur Verfügung", bezog der 79-Jährige gegenüber dem Abendblatt allerdings klar Position.

Sollte die Amtszeit Hoffmanns schneller enden, gibt es auch die Optionen, dass Aufsichtsrat Ian Karan oder Rieckhoff selbst übergangsweise den Job des Vorsitzenden übernehmen, bis eine Alternative gefunden ist.

Nachdem die HSV-Führung nach dem Heimspiel gegen Bremen vor gerade einmal zwei Wochen stolz die Verpflichtung von Frank Arnesen als künftigem Sportchef verkünden konnte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Däne bei Dienstantritt am 1. Juli nicht mehr den Mann antrifft, mit dem er die maßgeblichen Gespräche geführt hat.

Ob die jetzige unklare Konstellation förderlich ist bei der Frage nach der Zukunft von Trainer Armin Veh sowie der Kaderentwicklung - schließlich laufen etliche Verträge aus -, erscheint äußerst fraglich. Der HSV steuert inmitten der Enttäuschung über das vermutliche Verpassen der Europa League auf eine weitere Führungskrise zu, deren Ende zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen ist.