Die zuletzt so sichere Abwehr der Hamburger wackelt wieder - Gojko Kacar und Guy Demel drohen im Derby gegen den FC St. Pauli auszufallen.

Nürnberg/Hamburg. Selbst Gojko Kacars fest gefalteten Hände sollten letztendlich keinen Erfolg haben. Schiedsrichter Tobias Welz wollte weder den flehenden Rehaugen des Serben noch den wüsten Beschimpfungen von Trainer Armin Veh erliegen, als er sich nach 70 Minuten von Linienrichter Robert Kampka, 28, umstimmen ließ und Kacar mit Rot nach dessen vermeintlicher Notbremse an Nürnbergs Robert Mak vom Platz stellte. "Der Zwölfjährige an der Linie hat das anscheinend so gesehen, der Schiedsrichter hatte ja schon entschieden, weiter zu spielen", schimpfte Veh später. Und auch Täter Kacar beteuerte, eigentlich Opfer gewesen zu sein: "Ich habe ihn leicht berührt, aber das war doch ein ganz normaler Zweikampf."

Dieser "ganz normale Zweikampf" sorgt nun auch in den kommenden ein bis zwei Wochen für zusätzliches Kopfzerbrechen bei Trainer Armin Veh. Denn so lange dürfte Kacar, der sich gerade einen Stammplatz in der Innenverteidigung erkämpft hatte, gesperrt werden. Erschwerend hinzu kommt, dass auch Rechtsverteidiger Guy Demel, der in Nürnberg einen schwachen Tag erwischte, wegen Oberschenkelproblemen im Derby am Sonntag auszufallen droht. Und auch wenn sich der zunächst befürchtete Muskelfaserriss gestern nicht bestätigte, bleibt die Situation in der Abwehr angespannt. "Das sage ich schon seit Wochen, aber jetzt ist wohl keine Zeit mehr", sagte Veh mit Blick auf den heute um 18 Uhr schließenden Wintertransfermarkt.

Und nachdem gegen Nürnberg am Schluss Linksverteidiger Dennis Aogo und Mittelfeldmann Zé Roberto in der Abwehrzentrale verteidigten, darf Veh gegen St. Pauli zumindest auf die Rückkehr des seit neun Wochen am Knöchel verletzten Joris Mathijsen hoffen. Der Niederländer soll an der Seite Heiko Westermanns spielen. Der Kapitän ist und bleibt die einzige Konstante in der HSV-Abwehr in dieser Saison, obwohl Veh sogar überlegt hatte, ihn aus Mangel an Alternativen zum Rechtsverteidiger umzuschulen. Zuletzt misslungene Versuche Tomas Rincons haben diese Überlegungen verstärkt, die der Trainer nach der zu befürchteten Sperre Kacars nun allerdings verwerfen musste.

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Mit nun insgesamt 30 Gegentreffern musste der HSV - gemeinsam mit Hannover 96 - die meisten Gegentore aller Mannschaften in der oberen Tabellenhälfte hinnehmen. Zum Vergleich: Roman Weidenfeller, Torhüter von Ligaprimus Borussia Dortmund, musste bislang gerade mal zwölfmal hinter sich greifen. "Zuletzt haben wir als ganze Mannschaft richtig gut verteidigt, das war gegen Nürnberg leider anders", gab Stürmer Mladen Petric nach der Partie am Sonnabend selbstkritisch zu Protokoll. Letztendlich bleibt - trotz vielversprechender Ansätze in den ersten beiden Spielen der Rückrunde gegen Schalke und Frankfurt - ganz hinten in dieser Saison beim HSV nur die Instabilität stabil.