Das HSV-Team zeigt auf Schalke oft vermisste Tugenden

Gelsenkirchen. Nicht immer lässt sich anhand von Statistiken erklären, warum ein Bundesligaspiel einen bestimmten Verlauf genommen hat. Nach der Partie zwischen Schalke und dem HSV lohnte jedoch ein Blick auf die Zahlen durchaus.

Gerade mal zehn Schüsse auf das Tor von Frank Rost ließ die sehr diszipliniert, kompakt und geordnet arbeitende Defensive in 90 Minuten zu, dabei musste der HSV-Keeper nur einen Schuss abwehren. Letztlich kam Schalke nur zu einer klaren Chance durch Lukas Schmitz - in der 88. Minute.

Die Dominanz, die die Gäste fast über die gesamte Spieldauer ausstrahlten, zeigte sich in 56 Prozent Ballbesitz und einer Passgenauigkeit von 84 Prozent, die nötige Portion Bissigkeit und Leidenschaft in 54 Prozent gewonnenen Zweikämpfen. "Genauso hatten wir das geübt im Trainingslager", sagte David Jarolim, "jeder auf dem Platz hat sehr gut gearbeitet, außerdem hatten wir Kraft, mehr drauf als Schalke."

Ob womöglich auch die jüngste Bilanz des HSV auf Schalke zusätzliches Vertrauen verlieh? In den sechs Gastspielen davor hatte es schließlich vier Siege und zwei Remis gegeben.

Einzig in Sachen Zielstrebigkeit vor dem gegnerischen Tor besteht noch Verbesserungsbedarf angesichts von auch nur neun abgegebenen Torschüssen. Oftmals wurden die Kontermöglichkeiten gegen eine Schalker Mannschaft, die mit zunehmender Spieldauer immer nervöser agierte und erstmals nach vier Heimsiegen (ohne Gegentor) wieder verlor, fahrlässig vergeben.

Als großer Gewinner aus HSV-Sicht durfte sich neben Ruud van Nistelrooy Gojko Kacar fühlen. Der ehemalige Berliner, der zu Saisonbeginn für 5,5 Millionen Euro von Hertha BSC an die Elbe wechselte, hatte einen schweren Start. Erst wollte Investor Klaus-Michael Kühne seine Millionen nicht für den Serben ausgeben, dann kämpfte er mit Verletzungen und seiner Form.

Ausgerechnet auf der ungewohnten Innenverteidiger-Position deutete der 23-Jährige sein Potenzial nun mehr als deutlich an. Von Beginn an überzeugte Kacar mit viel Übersicht und seinem ruhigen, überlegten Spiel. Kein Wunder, dass er es war, der in der ersten Halbzeit mit einem langen Ball Jonathan Pitroipa freispielte, bevor dieser aber kläglich vor Manuel Neuer scheiterte. Von dem vielfach gelobten Traumsturm Raúl und Klaas Jan Huntelaar war jedenfalls nichts zu sehen, was aber auch daran lag, dass auch im HSV-Mittelfeld gut gegen den Ball gearbeitet wurde.

Am Freitagabend gegen Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr) könnte Trainer Armin Veh erneut auf das Duo Kacar/Westermann bauen, sollte Joris Mathijsen nach seiner Verletzung noch nicht wieder die nötige Fitness haben. Kehrt der Niederländer aber in die Abwehr zurück, dürfte Kacar anstelle von Jarolim ins defensive Mittelfeld rücken, wo er sich eigentlich einen Stammplatz erkämpften wollte. "Wo ich spiele, weiß ich nicht, ich werde in jedem Fall das Beste geben, was ich kann", verspricht Kacar. Und das wäre, wie man jetzt weiß, so einiges.