Der Hamburger SV gewinnt im Trainingslager gegen Testgegner Al-Wasl in letzter Minute mit 3:2. Die Gerüchte um Eljero Elia halten an.

Dubai City. Wenn man den Vermarktern der Fußball-Bundesliga Glauben schenken darf, hatten gestern Abend mehr als 130 Millionen Menschen im Mittleren Osten und Nordafrika die Möglichkeit, das Testspiel zwischen Dubais Klub Al-Wasl und dem HSV zu verfolgen. Ob es aber wirklich eine gute Idee war, ausgerechnet diesen glücklichen 3:2-Sieg des HSV als Werbung für die Bundesliga im gesamten Orient auszustrahlen, muss nach 95 enttäuschenden Minuten bezweifelt werden. Zwar sorgten Paolo Guerrero (8.), Ruud van Nistelrooy (25./FE.) und Änis Ben-Hatira (90.+4) gegen den "Spitzenklub" aus der Liga der Vereinigten Arabischen Emirate für einen schmeichelhaften Sieg. Allerdings war es alles andere als überzeugend, was der HSV den 1000 Zuschauern im Al-Wasl-Stadion - darunter auch Deutschlands Konsul Jörg Herrera und der Ex-Mainzer Aristide Bancé - anboten. "Es war ein guter Test, mehr aber auch nicht. Wir haben gesehen, wo unsere Probleme liegen", sagte Trainer Armin Veh nach dem ersten Auftritt seiner Mannschaft im Jahr 2011.

Immerhin konnten aufseiten der Hamburger gleich mehrere Profis, deren Verträge im Sommer auslaufen, die Chance nutzen, sich für ein neues Arbeitspapier zu empfehlen. Oder eben auch nicht. Mit Torhüter Frank Rost, Mittelfeldmann Zé Roberto und Stürmer Ruud van Nistelrooy fingen gleich drei Oldies an, deren Zukunft in Hamburg ab Sommer mehr als unsicher ist. Im zweiten Durchgang kamen auch die ab Sommer vertragslosen Youngster Tunay Torun und Maxim Choupo-Moting zum Zuge. Und trotz der eher bescheidenen Gesamtleistung kündigte Sportchef Bastian Reinhardt an, schon bald mit allen Kandidaten Gespräche zu führen - allerdings noch nicht in Dubai: "Wir werden im Laufe der Rückrunde mit den betreffenden Jungs sprechen."

Sehr viel konkreter hat Reinhardt dagegen mit Dennis Aogo verhandelt, dessen Vertrag eigentlich erst 2012 ausläuft. "Ich hoffe, dass wir schon sehr bald Vollzug melden können", sagte Reinhardt, der täglich zahlreiche Anrufe von Beratern erhält, die ihm einen neuen Abwehrspieler anpreisen wollen. Doch bevor sich Reinhardt um den gewünschten Innenverteidiger kümmern kann, soll erst mal der eigene Linksverteidiger langfristig gehalten werden. Wie das Abendblatt bereits berichtete, liegt Aogo und dessen Berater Gordon Stipic ein neuer Vertrag bis 2015 vor, der dem Nationalspieler zukünftig rund die doppelten Bezüge garantiert.

Immerhin noch bis 2014 gebunden ist Eljero Elia, der gestern Abend auf seiner Lieblingsposition im linken Mittelfeld 45 Minuten spielen durfte. Ob der Niederländer aber tatsächlich noch in vier Jahren beim HSV spielt, ist weiterhin fraglich. "Wir können nicht ausschließen, dass es noch Angebote gibt", sagte Reinhardt, der Spekulationen um den Flügelflitzer keine zusätzliche Nahrung geben wollte - trotz des bevorstehenden Wechsels Edin Dzekos vom VfL Wolfsburg zu Manchester City: "Es gibt nichts Neues. Es gab bislang nur eine konkrete Anfrage für ihn: Wigan Athletic wollte Eljero für ein halbes Jahr ausleihen. Was man von so einem Angebot halten kann, ist wohl jedem klar."

Für einen Stammplatz zum Rückrundenauftakt konnte sich Elia, der bereits im Sommer auf dem Einkaufszettel Wolfsburgs stand, im Testspiel gestern Abend allerdings nicht empfehlen.

Die alles in allem schlappe Leistung der gesamten Mannschaft - besonders Rechtsverteidiger Tomas Rincon musste sich herbe Kritik gefallen lassen - gegen Al-Wasl dürfte allerdings nur wenige beim HSV überrascht haben. Schließlich hatte das Trainerteam den Profis am Vormittag eine "kurze, knackige und konzentrierte" Trainingseinheit angekündigt, sich dann aber doch anders entschieden. Statt die Spieler für das Testspiel zu schonen, ließ Veh seine Profis nach der knapp zweistündigen Einheit nochmal zwölfmal 150 Meter laufen. "Mental hatten wir uns auf Schokolade gefreut, dann gab es aber richtig deftiges Sauerkraut", bilanzierte Marcell Jansen den bislang anstrengendsten Trainingstag. "Jeder von uns muss sich eben quälen und an seine Grenzen gehen", sagt der in der Hinrunde lange verletzte Mittelfeldmann, der gestern Abend in der zweiten Halbzeit sein eher unauffälliges Comeback feierte. Für echtes Schokoladengefühl müssen die Spieler in der Rückrunde schon selbst sorgen.

HSV 1. Halbzeit: Rost - Rincon, Besic, Westermann, Aogo - Kacar, Zé Roberto - Pitroipa, Elia - Guerrero, van Nistelrooy. HSV 2. Halbzeit : Drobny - Rincon, Besic, Demel, Pressel - Jarolim, Tesche - Choupo-Moting, Jansen - Ben-Hatira, Torun. Tore: 1:0 Guerrero (8.), 2:0 van Nistelrooy (25., FE), 2:1 Omar (29., FE), 2:2 Jassem (69.), 3:2 Ben-Hatira (90.+4)