Der HSV-Torwart klagt an: “Bei uns läuft nicht einer für den anderen“

Hamburg. Klar, auch er freute sich über den Sieg. Allerdings nicht über die Art und Weise. "Das kann doch nicht angehen, dass wir uns jedes Mal die Hütte vollhauen lassen", schimpfte Frank Rost, "wenn das so sein soll, dann müssen die hier jemand anderen ins Tor stellen." Und weiter: "Bei uns läuft der eine nicht für den anderen. Spektakel und Theater kann man bei Real Madrid machen." Der "Aggressivleader", wie Mladen Petric Rost titulierte, hatte gesprochen. Und damit nur pointiert angesprochen, was seit Wochen zu beobachten ist: Die Defensive wackelt. Veh: "Das ist ein echtes Problem. Ich habe noch nicht ein Spiel erlebt, in dem ich mich mal ganz ruhig hinsetzen konnte. Bei uns kann immer was passieren." Und das tut es auch. 22 Gegentreffer hat der HSV bereits kassiert - die Hälfte davon in den vergangenen fünf Spielen.

Erklärungen dafür gibt es mehrere, angefangen beim Personal. Weder für die linke noch für die rechte Außenverteidigerposition hat der HSV derzeit gesunde Spezialisten. Gegen Stuttgart offenbarten die beiden umfunktionierten Mittelfeldspieler Zé Roberto und Robert Tesche arge Schwächen. Selbst in der Innenverteidigung musste Veh gegen Hannover mit dem jungen Besic sowie jetzt gegen Stuttgart mit Guy Demel improvisieren, weil Joris Mathijsen (Bänderriss) fehlt. "Wir haben Probleme, weil wir noch nicht einmal wirklich mit der Mannschaft spielen können, die wir wollten", sagt der HSV-Trainer. Gleich acht verschiedene Varianten der Viererkette bot Veh in 14 Spielen auf.

"Wir verändern sehr viel, zumeist zwangsweise. Aber wir können so natürlich kaum eingespielt sein", sagt Abwehrchef Heiko Westermann. Allerdings weiß auch der Kapitän, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Denn mindestens ebenso auffällig sind die individuellen Fehler und vielen verlorenen Zweikämpfe im Mittelfeld. "Das ist auch ein Punkt", sagt Veh, "da müssen wir robuster werden. Wir leisten uns zu leichtfertige Ballverluste."

David Jarolim, neben Offensivdenker Trochowki besonders gefordert, hat seine Vorzüge in der Laufbereitschaft und Ballsicherheit. Ansonsten gilt aber auch der Tscheche nicht als einer, der dem Gegner durch seine harte Zweikampfführung Respekt einflößt und durch besondere Defensivstärke auffällt. Veh ist sich bewusst, woran es im aktuellen HSV-Kader mangelt. Er weiß, dass er Kompromisse eingehen muss. "Wir müssen irgendwann dahin kommen, dass unser Defensivverhalten im Ganzen stimmig ist. Anders geht es nicht. Das hat bei uns auch etwas mit Qualität zu tun. Nur können wir die nicht kurzfristig ändern", so der Cheftrainer, der personelle Nachbesserungen im Winter inzwischen nicht mehr ausschließen mag: "Es könnte immer sein. Wenn jemand auf dem Markt ist, bei dem wir sagen, der kann uns weiterhelfen, müssen wir was machen, klar. Da müssen wir aufpassen."