Dortmunds Rasselbande lässt sich auch vom reifen HSV nicht ärgern - Kagawa und Barrios sorgen für den verdienten Heimsieg

Dortmund. Am Ende eines aus Dortmunder Sicht durch und durch gelungenen Abends war alles wie so oft in den vergangenen Wochen: Während die Gäste aus Hamburg mit hängenden Köpfen den singenden und hüpfenden Signal-Iduna-Park verließen, tanzten elf schwarz-gelbe Männchen vor der Südtribüne und ließen sich, ihren verdienten 2:0-Sieg und die ausgebaute Tabellenführung feiern. Laola schwappte durch das Stadion und vereinzelnd hielten Fans Papp-Meisterschalen hoch.

Echte Gänsehautstimmung gab es schon vor dem Anpfiff, als Nena vor den 80 720 Zuschauern "Ich geh' mit dir, wohin zu willst" live auf dem Rasen sang und danach die Hymne "You'll never walk alone" erklang. Wo, wenn nicht hier und jetzt, sollte auf diesem Planeten sonst ein Fußballfest steigen? Das fragten sich während der ersten Halbzeit Fußballfans in insgesamt 191 Ländern, wo die Spitzenpartie des zwölften Spieltags übertragen wurde. Allerdings dürfte sich niemand gewundert haben, wenn in 190 Ländern spätestens nach der ersten Halbzeit auf ein anderes Programm gewechselt wurde. Anders als vorher erwartet, wurde statt eines Fußballfests lediglich Fußballfrust geboten.

Der HSV beschränkte sich zunächst darauf, das Fieber auf den Rängen durch kontrolliert-abwartendes Spiel auf Normalmaß zu senken. Dies gelang der Mannschaft von Trainer Armin Veh in der Anfangsphase mehr oder weniger, weshalb sich für die so laufstarke Borussen-Jugendbande (mit einem Altersschnitt von 22,5 Jahren) gegen das erfahrene Hamburger Team (28,4) kaum Räume für schnelle Vorstöße ergaben. Allerdings konnten auch die ganz in Rot auflaufenden Gäste kaum bis zum Strafraum von Weidenfeller vordringen.

Die Ereignislosigkeit der ersten Hälfte wurde nur kurz durch die Verletzung Gojko Kacars (siehe Bericht unten) und durch die "Attacke" von BVB-Trainer Jürgen Klopp nach einem nicht geahndeten Foul von Zé Roberto an Götze in Richtung des vierten Offiziellen Stefan Trautmann gestört. Fast, so hatte man den Eindruck, wollte Klopp Trautmann eine Kopfnuss verabreichen. Tat er aber dann doch nicht.

Doch so langweilig die erste Halbzeit vorüber ging, so aufregend startete der zweite Durchgang - zumindest aus Dortmunder Sicht. Weil die zuletzt so anfällige Hamburger Hintermannschaft offenbar auch vier Minuten nach Wiederanpfiff noch den Pausentee verdaute, konnte BVB-Regisseur Shinji Kagawa völlig unbedrängt zum 1:0 einschieben. Paolo Guerrero, Jonathan Pitroipa und Zé Roberto konnten Schmelzers Flanke nicht verhindern, der eingewechselte Tomas Rincon kam zu spät und Westermann fälschte unglücklich ab - mehr Fehler innerhalb von zehn Sekunden kann man nicht machen. Könnte man meinen.

Gut 20 Minuten später bewiesen erneut Zé Roberto und Westermann, dazu noch Rechtsverteidiger Guy Demel, dass es eben doch noch schlimmer geht. Dortmund konterte im eigenen Stadion - und belohnte sich für den schönsten Spielzug des Abends über Götze, Großkreutz und Barrios mit dem 2:0 und dem nun schon sicheren zehnten Saisonsieg. Beim HSV, dem in der zweiten Hälfte gar nichts mehr gelingen wollte, glänzten zu diesem Zeitpunkt lediglich die gelben Schuhe Westermanns. "Wir waren nicht mutig genug. Leider sind wir unter den Erwartungen geblieben", gab der enttäuschte und enttäuschende Kapitän zu Protokoll.

Am Ende konnten die Hamburger Oldies, die während der 90 Minuten keine einzige richtige Torchance hatten und folglich ziemlich alt aussahen, sich doch noch über ein fragwürdiges Jubiläum freuen: es war die 500. Bundesliga-Niederlage für den Dino der Liga.