Der Hamburger SV spielt heute (19 Uhr hier im Liveticker) im DFB-Pokal in Frankfurt. Benjamin fällt aus, die Defensive soll aber halten.

Hamburg. Am Flughafen Fuhlsbüttel machten die Sicherheitsbeamten gestern Nachmittag große Augen. Zé Roberto wurde gesichtet, auch Joris Mathijsen stand plötzlich vor ihnen, und sogar Paolo Guerrero, Heiko Westermann und Mladen Petric waren da. So viel Fußballprominenz auf einmal bekommt man am Arbeitsplatz nur selten geboten. Und obwohl den Beamten schnell klar war, dass sich der HSV-Tross mit der Maschine LH 21 auf dem Weg zum heutigen Pokalgegner Eintracht Frankfurt (19 Uhr/Sky, Liveticker bei abendblatt.de ) machen dürfte, wurde der Sicherheitscheck trotzdem pflichtbewusst und ganz genau nach Vorschrift vollzogen.

Sicher ist sicher, dafür hat zumindest Armin Veh großes Verständnis. Der HSV-Trainer, nach eigenem Bekunden ein Verfechter des Offensivfußballs, ist stolz darauf, dass auch seine Mannschaft nach einigen Problemen zu Saisonbeginn hinten endlich sicher steht. "Das Defensivverhalten der ganzen Mannschaft ist besser als noch vor ein paar Wochen", sagt Veh, der sogar statistische Beweise anführen kann. Trotz hartnäckiger Versuche schafften zuletzt weder Meister Bayern München noch Spitzenreiter Mainz 05, die überarbeitete HSV-Defensive zu überwinden. Zweimal spielten die Hamburger in Folge zu Null, das dritte Mal soll heute in der Commerzbank-Arena folgen.

Die Gründe für Hamburgs neue Sicherheit sind vielfältig. Zum einen scheint die Innenverteidigung mit Heiko Westermann und Joris Mathijsen endlich eingespielt und abgestimmt zu sein, zum anderen profitiert die Abwehr von der Systemumstellung, nach der mit Tomas Rincon nun ein klassischer "Staubsauger" vor der Abwehr spielt. "Tomas hat enorme Qualitäten in der Defensive", lobt Veh, der großen Wert darauf legt, dass im neuen 4-4-2-System mit Raute auch die beiden Außenspieler im Mittelfeld umfassende Defensivaufgaben übernehmen. "Obwohl wir offensiv ausgerichtet sind, spielen wir in der Rückwärtsbewegung quasi mit drei Sechsern im Mittelfeld", erklärt Veh.

"Unser wichtigstes Ziel ist die Null", sagt Rincon, der die Verletzung David Jarolims (Muskelfaserriss) genutzt und sich als defensiver Abfangjäger im Mittelfeld etabliert hat. Damit die Vorgabe auf dem Weg ins Finale in Berlin auch auf der Zwischenetappe in Frankfurt umgesetzt werden kann, soll wieder die ganze Mannschaft in die Pflicht genommen werden. "Wir haben in den vergangenen Spielen gesehen, wie wichtig es ist, dass wirklich alle nach hinten arbeiten", sagt Westermann, der als Sinnbild des neuen Bollwerks herhalten muss. Nach Problemen zu Saisonbeginn präsentiert sich der Neuzugang von Schalke 04 seit Wochen in Bestform, weist mit 71 Prozent gewonnener Zweikämpfe den mit Abstand besten Wert aller Hamburger auf. "Am Anfang fehlte zwischen mir und Joris noch ein bisschen die Abstimmung. Mit der Zeit klappt es jetzt aber immer besser", sagt Westermann.

Eine unerwartet aufgetretene Sicherheitslücke lässt sich in Frankfurt allerdings nicht verhindern: Rechtsverteidiger Collin Benjamin fällt mit Knieproblemen aus. Für den Namibier, der sich gerade erst einen Stammplatz erkämpft hatte, soll Guy Demel verteidigen. Für den Notfall stünde der gerade erst 18-jährige Muhamed Besic bereit. Linksverteidiger Marcell Jansen, der sich am Freitag gegen Bayern München den kleinen Zeh gebrochen hatte, will dagegen auf die Zähne beißen. Den letzten Sicherheitscheck im Abschlusstraining vor dem Abflug um 16.55 Uhr überstand er, indem er den angeschlagenen Fuß mit einem Spezialschuh schonte.

"Man sagt ja immer, dass der DFB-Pokal der kürzeste Weg nach Europa sei", sagt Veh, der allerdings einschränkt, "dass selbst der kürzeste Weg noch ganz schön lang ist". Die Zwischenetappe in Frankfurt soll nach dem Zweitrundenaus gegen Osnabrück in der vergangenen Saison diesmal aber möglichst schadlos überstanden werden. Mit dem Einzug ins Achtelfinale, das rund 600 000 Euro wert ist, wurde vor der Saison fest kalkuliert. Ob Veh bei den wieder erstarkten Hessen denn mit einem Sieg rechne? "Ja", sagt der Coach, "mit Sicherheit!"