Hamburg. Den Ball beherrscht er perfekt. Elegante Dribblings, ausgefeilte Technik, traumhafte Pässe - der Fußballer Diego kann ein Spiel kontrollieren. Sich selbst allerdings nicht immer.

Wie nah Genialität und fast kindliche Unvernunft beieinander liegen, bewies der 25 Jahre alte Neuzugang des VfL Wolfsburg erst am Sonnabend. Gegen Hannover zeigte er Schiedsrichter Wolfgang Stark bereits in der 5. Minute einen Vogel, wurde dafür mit der Gelben Karte bestraft. Diego schimpfte weiter - und traf später per Fallrückzieher zum 1:0. "Ein Ausnahmespieler wie Diego bringt Emotionen ins Spiel. Natürlich muss er sie unter Kontrolle haben", ermahnte Trainer Steve McClaren daraufhin seine Offensivkraft.

Geschichten wie diese gab es viele in der Karriere des brasilianischen Fußballstars. In seiner Zeit bei Werder Bremen wurde er zum Fan-Liebling. Mit den entsprechenden Allüren, auf und neben dem Platz. Es wurde ihm eine Affäre mit der Sängerin Sarah Connor nachgesagt, 2009 stoppte ihn die Polizei mit 0,8 Promille am Steuer. Er kam verspätet zum Training und geriet sogar mit Aaron Hunt, seinem damaligen Mannschaftskollegen, aneinander.

"Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe", sagte Diego 2006 in einem Interview mit der "Sport Bild". Den Beweis für diese Aussage lässt er bisweilen vermissen. Als er Sonnabend nach einem Tritt von Hannovers Djakpa verletzt vom Platz musste - gegen den HSV wird er aber auflaufen können - trat Diego seinerseits verbal nach: "Das sind schlechte Dinge. So einer gehört nicht in die Bundesliga."

Er selbst, daran besteht sogar bei Kritikern des temperamentvollen Ballvirtuosen kein Zweifel, ist ein Gewinn für die Liga. Und für den VfL. Wer mit 16 Jahren Profi, als jüngster Spieler in der brasilianischen Geschichte Meister und von Fußballlegende Pelé geadelt wird, hat es weit gebracht. Nach einer unglücklichen Saison in Turin möchte Diego jetzt an seine glanzvollen Bremer Zeiten anknüpfen. Für die Wolfsburger will der werdende Vater wieder zaubern. Auch gegen den HSV. Manager Dieter Hoeneß zumindest hält viel von seiner Neuerwerbung. "Er ist ein Spieler, der Leben in die Bude bringt." Damit dürfte er recht behalten.