HSV-Kapitän Heiko Westermann glaubt an die eigene spielerische Überlegenheit und rechnet damit, dass St. Pauli “120 Prozent“ zeigen wird.

Hamburg. Wer einen Derbysieg vor 83 000 Zuschauern, dazu sechs Revierderbys ohne Niederlage im Rücken hat, der hat gut reden. So wie HSV -Kapitän Heiko Westermann, der zuletzt als Schalke-Profi bei Borussia Dortmund mit 1:0 siegte. "Wir haben so erfahrene Leute in der Mannschaft, die wissen alle, was auf sie zukommt." Sorgen mache er sich vor dem prestigeträchtigen Stadtderby beim FC St. Pauli am Sonntag nicht.

Im Gegenteil, Westermann spricht ungewöhnlich offensiv: "Es wird ganz sicher nicht das eleganteste Fußballspiel. Wir müssen deren Kampf annehmen. Denn klar ist, dass St. Pauli uns auf spielerischem Niveau nicht das Wasser reichen kann. St. Pauli hat sicher weniger Druck, dazu ein Heimspiel - das sind bessere Voraussetzungen, ganz klar. Aber wir haben die bessere Mannschaft, das ist auch klar." Markante Sätze, die beim FC St. Pauli niemand entkräften mochte. Zwar behauptet FC-Angreifer Marius Ebbers, er sehe das anders. Ansonsten wollte sich vom vermeintlichen Außenseiter jedoch niemand zu Westermann äußern.

Eine Ruhe, die trügerisch wirken könnte, glaubt auch Westermann. "Die werden 120 Prozent zeigen", weiß der HSV-Kapitän. "Die werden aggressiv sein", ergänzt Zé Roberto. Beide HSV-Profis sind ausgestattet mit einer Portion Erfahrung in brisanten Spielen. Westermann einst mit Schalke gegen den BVB, Zé Roberto mit dem FC Bayern gegen 1860 München, mit Santos gegen Corinthians São Paulo, mit Real Madrid gegen Barcelona sowie mit der brasilianischen Nationalelf gegen Argentinien. "Wir müssen von unseren erfahrenen Spielern erwarten, mit der Situation cool umzugehen", fordert Zé Roberto und versucht, dem Stadtderby ein wenig Spannung zu nehmen.

Der Brasilianer denkt schon einen Schritt weiter: "Nach St. Pauli haben wir Wolfsburg und Bremen - noch zwei Derbys." Sieben Punkte seien drin. "Besser: Wir holen neun", so der 36-Jährige, der sich nach eigener Aussage schon mit dem Gegner beschäftigt hat: "Ich kenne ein paar Spieler." Wen? Der Brasilianer lächelt, weicht aus. "Auch den Trainer. Und ich weiß um St. Paulis Stärke." Die läge in einem kompakten Defensivspiel "und schnellen Kontern". Eine These, die sich aus den bisherigen Bundesligaspielen des FC St. Pauli eher nicht herleiten lässt. Nur gut, dass Trainer Armin Veh eine andere Beobachtung gemacht zu haben scheint. Um möglichst wettkampfnah zu trainieren, ließ er im Training die B-Elf Pressing spielen. Gutes Omen für Sonntag: Die A-Elf - mit Westermann und Zé Roberto - siegte souverän 3:1.