Doppeltorschütze Ruud van Nistelrooy, 34, und Vorlagengeber Zé Roberto, 36, sicherten den 2:1-Auftakterfolg des HSV gegen Schalke.

Hamburg. Seinen Personalausweis wollte Zé Roberto am späten Sonnabend partout nicht vorzeigen. Ob er denn wirklich schon 36 Jahre und nicht viel eher 26 Jahre alt sei, wollte ein Medienvertreter nach dem 2:1-Sieg des HSV gegen Schalke 04 zum Saisonauftakt vom scheinbar blutjungen Brasilianer wissen. "Nein, nein", dementierte der nicht nur äußerlich Junggebliebene energisch, er sei wirklich 36 Jahre alt. Den Pass wolle er aber trotzdem nicht vorzeigen, dafür sei er dann doch zu alt. Dabei spekulierte selbst Hamburgs Kapitän Heiko Westermann öffentlich über das tatsächliche Alter Zé Robertos, nachdem dieser gegen Schalke zuvor eine regelrechte Jungbrunnen-Leistung abgeliefert hatte: "Zé scheint so fit wie ein 17-Jähriger zu sein." Und auch der nur zwei Jahre jüngere Ruud van Nistelrooy konnte und wollte das biologische Alter Zé Robertos nicht fassen: "Man kann einfach nicht glauben, dass er wirklich schon 36 Jahre alt ist."

Zé Roberto ließ seine wechselnden Gegenspieler ganz alt aussehen

Ist er aber doch. Dass man bekanntlich aber nur so alt ist, wie man sich fühlt, haben sowohl Zé Roberto als auch van Nistelrooy im vorangegangenen Spiel eindrucksvoll bewiesen. Während der Südamerikaner in den 90 Minuten gegen Schalke hinten gleich auf drei Positionen (Defensives Mittelfeld, Innenverteidiger und Linksverteidiger) seine wechselnden Gegenspieler ganz alt aussehen ließ, sorgte der 34-jährige van Nistelrooy nicht nur mit seinen beiden Toren für die notwendigen Impulse vorne. "Das war schon großartig, wie die beiden alten Männer ihre Aufgabe erledigt haben", würdigte Sportchef Bastian Reinhardt, der bei seinem Methusalemlob sogar noch den 37-jährigen Frank Rost vergaß. Schließlich glänzte auch der Torwart-Oldie, der immerhin zwei Jahre älter als Reinhardt ist, mehrfach.

Älteste Startelf der Liga (29,5) besiegte die jüngste Anfangsformation (24,6)

Oldie but Goldie könnte also durchaus ein passendes Fazit für das Bundesliga-Debüt Armin Vehs als HSV-Trainer gewesen sein. "Wie alt ist Zé? 36?", fragte der Neutrainer verblüfft, um rasch die nächste Frage zu beantworten, noch ehe sie jemand stellen konnte: "Zé kann mit Sicherheit noch ein paar Jahre spielen." Und natürlich bekam auch van Nistelrooy seine verbalen Streicheleinheiten vom rundum zufriedenen Veh: "Ruud hat sich sehr gut bewegt. Überragend, wie man in so einem Alter noch so schnell sein kann." Und obwohl die an diesem Spieltag von allen Bundesligateams älteste Startelf (29,5 Jahre im Schnitt) in der Imtech-Arena gegen die insgesamt jüngste Anfangsformation der Liga (24,6 Jahre im Schnitt) gewonnen hatte, war Hamburgs überaus gelungener Saisonauftakt in Wahrheit wohl weniger eine Frage des Alters als viel mehr der Frühform. "Wir haben ganz einfach richtig guten Fußball gespielt", freute sich Hamburgs Eljero Elia beinahe schon kindlich über den verdienten Triumph. Und tatsächlich waren besonders der 23-jährige linke und der gerade mal ein Jahr ältere rechte Flügelflitzer Jonathan Pitroipa für den Sieg ähnlich entscheidend wie deren erfahreneren Kollegen. "Auf unseren Flügeln hatten wir große Probleme", gab auch Gästetrainer Felix Magath zu, der vor dem Anpfiff von den HSV-Fans mit euphorischem Beifall begrüßt worden war.

Am Ende eines fast reibungslosen Arbeitstages konnten sich Hamburgs Youngster und Oldies schließlich darauf einigen, dass es ganz einfach die Mischung machte "So ein Sieg gibt uns natürlich Selbstvertrauen", sagte Doppeltorschütze van Nistelrooy, dessen Schwiegereltern kurz vor dem Spiel im Golfclub Buchholz ähnlich erfolgreich das Einlochen übten wie der Torjäger am Abend. Fünf Torschüsse, 66 Prozent gewonnene Zweikämpfe, 84 Prozent erfolgreich gespielte Pässe, 25 Ballkontakte - und natürlich zwei Tore sprachen für sich. "Ruud hat die ganze Vorbereitung gut mitgezogen, das merkt man jetzt natürlich", zollte Mladen Petric seinem Sturmpartner Respekt.

Im Duell der früheren Real-Madrid-Stars sah Raúl ganz schön alt aus

Dabei wurde der Auftakt zwischen dem HSV und Schalke schon vor dem Spiel auf ein Duell der alternden Torjäger reduziert. Ruud van Nistelrooy auf der einen und Schalkes Raúl, 33, auf der anderen Seite. "Ich habe mich gefreut, dass wir uns bei diesem Spiel getroffen haben. Früher haben wir beide für Real Madrid gespielt, jetzt gehen wir eben für den HSV und für Schalke auf Torejagd", sagte der Niederländer, der den Spanier vor und nach dem Spiel herzlich umarmte. Ob es denn ein Wettstreit mit dem ehemaligen Kollegen, der bei seiner Bundesliga-Premiere ganz schön alt wirkte, um die Torjägerkanone geben würde? Der HSV-Stürmer zögerte kurz, verneinte ein mögliches Wegschießen dann aber bestimmt: "Wir sind ja schließlich keine 20 mehr."