Der neue Trainer Armin Veh hat bereits nach knapp zwei Wochen einen bleibenden Eindruck beim HSV hinterlassen. Er überrascht die Fans.

Hamburg. Armin Veh lächelt zufrieden, als er gestern Vormittag pünktlich um 12 Uhr mittags den Trainingsplatz verlässt. Mehr als zwei Stunden hat der HSV-Trainer seine Profis in der prallen Sonne schwitzen lassen. Zirkeltraining, Gewichte stemmen, Laufen. Alles bei 29 Grad - gemessen im Schatten neben dem Platz. "Vorbereitung muss keinen Spaß bringen", sagt Veh und lacht. Ein Erinnerungsfoto mit einem Fan, ein paar Autogramme, dann macht sich der 49-Jährige schnellen Schrittes auf den Weg in die schattigen Katakomben der HSV -Arena. "Hamburger Wetter", ruft er noch - und lacht erneut.

Armin Veh hat bereits nach wenigen Tagen im Amt überrascht

Seit knapp zwei Wochen ist Armin Veh nun als HSV-Trainer im Amt - und hat bereits Zaungäste und Profis gleichermaßen überrascht. Anders als sein Vorgänger Bruno Labbadia scheint Veh - zumindest während der Vorbereitung - großen Wert auf Training der alten Schule legen. Kaum eine Trainingseinheit dauert weniger als zwei Stunden, selten ist ein Ball im Spiel. "Grundlagentraining ist nun mal wichtig", sagt der frühere Stuttgarter Meistertrainer. Labbadia betonte stets, immer mit dem Ball trainieren zu wollen. Veh lässt mit Medizinbällen arbeiten. Labbadia kündigte jede Übung persönlich an. Veh lässt ankündigen. Labbadia gestikulierte, unterbrach, redete, gestikulierte und unterbrach. Veh guckt nur zu. Während Veh - ähnlich wie Labbadia-Vorgänger Martin Jol - nur einmal zu Anfang und einmal zum Ende des Trainings zu den Profis spricht, gibt Leistungsdiagnostiker Manfred Düring während des Trainings die meisten Anweisungen. "Armin Veh erklärt ganz genau, was er will und was er nicht will", gibt der beeindruckte Ruud van Nistelrooy zu Protokoll, der bereits unter Koryphäen wie Alex Ferguson, Fabio Capello und Louis van Gaal trainiert hat.

Dabei passt Veh gar nicht in die Schublade des autoritären Schleifers - ganz im Gegenteil. Als der Brasilianer Zé Roberto und der Niederländer van Nistelrooy während des viertägigen Kurztrainingslagers auf Sylt unbedingt das WM-Viertelfinale ihrer beiden Nationalmannschaften sehen wollten, verschob Veh kurzerhand das Nachmittagstraining auf den Abend. Gestern strich er kurzfristig das Nachmittagstraining, weil seine Spieler gut trainiert hatten und "ein bisschen müde wirkten". Abseits des Trainingsgeschehens auf dem Platz nimmt sich Veh immer wieder einen Spieler kurz zur Seite, gibt beispielsweise Mladen Petric einen aufmunternden Klaps oder erinnert die Medienvertreter an den 18. Geburtstag von Youngster Heung-Min Son.

Der 49-jährige Fußballlehrer achtet ganz genau auf Disziplin

Läuft aber etwas nicht nach Plan, kann Veh auch anders. "Der Trainer hat mir am Telefon deutlich klar gemacht, dass er von meiner Verspätung nicht begeistert war", erinnert sich Paolo Guerrero, der entschuldigt einen Tag zu spät zum Trainingsauftakt erschien und sich einen lautstarken Rüffel und eine Geldstrafe abholte. Disziplin ist dem Augsburger Fußballlehrer wichtig. Beim Lauftrainingslager auf Sylt marschierte die versammelte Mannschaft vor jeder Trainingseinheit geschlossen vom Hotel zum 500 Meter entfernt liegenden Trainingsplatz. Immer an der Spitze: Veh. "Jeder Trainer hat seinen ganz eigenen Stil, natürlich auch Armin Veh", sagt Noch-Kapitän David Jarolim.

Ob der Veh'sche Stil von Erfolg gekrönt sein wird, kann man frühestens nach dem Saisonstart in sechs Wochen beurteilen. Veh weiß das. "Gewinnen wir, ist alles gut. Verlieren wir, ist alles schlecht", sagt er - und lacht.

Die außerordentliche Mitgliederversammlung zum Investorenprojekt Anstoß³ findet am Dienstag ab 18.30 Uhr im HSV-Stadion auf der Osttribüne statt.