2,5 Millionen Euro aus dem Investoren-Modell mit Klaus-Michael Kühne fließen in das abgelaufene Geschäftsjahr des Hamburger SV.

Hamburg. HSV-Klubchef Bernd Hoffmann ist zunächst einmal für zweierlei Dinge bekannt: für offene und ehrliche Worte und für seinen Sinn als Geschäftsmann. Kein Wunder also, dass der von ihm in der vergangenen Woche abgeschlossene Millionenvertrag mit Anstoß³-Geldgeber Klaus-Michael Kühne für Aufregung und Anerkennung in der Bundesliga sorgte. Der Kern der Geschäftsidee: Der Milliardär Kühne, laut Hoffmann ein Kaufmann mit HSV-Herz, stellt den Hamburgern 15 Millionen Euro zur Verfügung, erhält dafür im Gegenzug jeweils ein Drittel der Transferrechte der aktuellen HSV-Profis Dennis Aogo, Marcell Jansen und Paolo Guerrero. Außerdem soll der Wahl-Schweizer ebenfalls mit jeweils einem Drittel an den Spielern beteiligt werden, die durch einen Teil seiner Millionen finanziert werden. Doch so groß die Begeisterung außerhalb Hamburgs für das in Deutschland einmalige Investorengeschäft war, so kritisch sehen viele im direkten Vereinsumfeld das Geschäft. Und dies offenbar nicht ohne Grund.

Die Aogo-Rechte wurden zum Geschäftsjahr 2009/10 verkauft

Dem Abendblatt liegen wesentliche Passagen der "Spielerinvestment-Vereinbarung 2009/10" zwischen dem HSV und der "Kühne Holding AG" vor. Brisant ist dabei, dass der Kühne-Deal, der die Abtretung eines Drittels der Transferrechte an den HSV-Profis Dennis Aogo, Marcell Jansen und Paolo Guerrero für jeweils 2,5 Millionen Euro vorsieht (das Abendblatt berichtete), auf zwei Verträge aufgeteilt wurde. Die Rechte Aogos wurden bereits mit Datum 30. Juni 2010 zum abgelaufenen Geschäftsjahr für 2,5 Millionen Euro verkauft, die Rechte an Jansen und Guerrero wurden einen Tag später - also innerhalb des neuen Geschäftsjahres - veräußert. Der Verdacht liegt nahe, dass hiermit ein eventuelles Minus des bereits abgelaufenen Geschäftsjahres ausgeglichen werden sollte. Hoffmann erklärt dazu dem Abendblatt: "Es wäre gegebenenfalls zur Ergebnissteuerung notwendig gewesen. Stand heute werden wir aber auch ohne die Vereinbarung mit Herrn Kühne das Geschäftsjahr 2009/10 mit einem Gewinn von 0,5 Millionen Euro abschließen."

Wen angelt sich der HSV? Von Enten und Interessenten

In einem internen Papier, das dem Abendblatt ebenfalls vorliegt, heißt es zur Frage, warum zwei Verträge statt eines Vertrages abgeschlossen wurden: "Hierdurch kann eine Ergebnissteuerung zwischen den Geschäftsjahren vorgenommen werden: Der Aogo betreffende Vertrag wird im Juni mit sofortiger Wirkung geschlossen, so dass der Ertrag in das Geschäftsjahr 2009/10 fließt und dazu führt, dass dieses - wie die sechs vorhergehenden Geschäftsjahre - mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden kann."

Der HSV will in der kommenden Saison 22,5 Millionen Euro investieren

Im kommenden Geschäftsjahr scheint der HSV nur dank der Kühne-Millionen entscheidende Transfers im Millionenbereich tätigen zu können. So liegt dem Abendblatt eine Aufstellung der Planergebnisse für die Saison 2010/11 vor, nach der nur durch Anstoß³ eine Liquiditätslücke in Millionenhöhe verhindert werden kann, wenn entsprechend in Transfers investiert werden würde. Hoffmann erklärt: "Wir würden kein Liquiditätsproblem bekommen, erweitern aber so unseren Handlungsspielraum."

So plant der HSV in der kommenden Saison dank Anstoß³ auf dem Transfermarkt kräftig tätig zu werden. "Für die Realisierung der geplanten Transfers werden Ablösesummen und Beraterhonorare in Höhe von insgesamt etwa 22,5 Millionen Euro aufgewendet werden müssen", heißt es in dem internen Papier.

Kühne will zur neuen Spielzeit einen Mittelfeldspieler verpflichten

Allerdings könnten die bereitgestellten Kühne-Gelder noch um mehrere Millionen Euro gekürzt werden, sollte "kein zentraler Mittelfeldspieler von internationaler Klasse" gekauft werden. Hat also doch Kühne die Chance, die Transferpolitik entscheidend zu beeinflussen? Hoffmann sieht das anders: "Es handelt sich hier um eine von uns zusätzlich vereinbarte Option. Wir sind aber auch hier völlig frei in der Entscheidung, ob wir die zusätzlichen Mittel abrufen wollen. Herr Kühne hat auch hier kein Mitspracherecht."

Der Hamburger Milliardär hat allerdings bereits eine Liste mit elf potenziellen Neuverpflichtungen abgesegnet, deren Kauf er mit jeweils einem Drittel unterstützen würde. Uneingeschränkte Zustimmung für das Engagement des Investors gibt es vor der Mitgliederversammlung am Dienstag aber nicht. Nach Abendblatt-Informationen haben drei Aufsichtsräte bei der Abstimmung zum Investorendeal ihre Zustimmung verweigert. Und im vierköpfigen Vorstand gab es nur drei Zustimmungen.

Dennoch ist Hoffmann optimistisch, die Kritiker überzeugen zu können: "Es gab weder in den Gesprächen mit den Gremien noch von mehreren Aufsichtsräten starke Vorbehalte gegen die Vereinbarung."