Der verletzte HSV-Torwart hofft weiter. Sonst muss Neuhaus gegen Leverkusen ran. Ballack und Adler bei Bayer dabei

Hamburg. Die wenigen Kiebitze, die sich selbst am Karfreitag von Thorsten Finks "nicht öffentlichem Training" nicht zurückhalten konnten, mussten hinter der Glasscheibe im Stadionrestaurant Die Raute 30 bange Minuten überstehen. Denn während sich die Spieler mehr oder weniger unbeobachtet auf dem Rasen warm machten, war ausgerechnet von dem Mann, den die Fans so gerne begutachtet hätten, nichts zu sehen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnten: Jaroslav Drobny wurde zeitgleich in den Katakomben der Arena von Mannschaftsarzt Philip Catala-Lehnen und Physiotherapeut Stefan Kliche am lädierten Daumen behandelt. Erst als der Großteil des Aufwärmtrainings in der Arena vorbei war, kam der Tscheche mit getapten Daumen noch auf den Rasen, machte ein paar Minuten mit, ehe er sich mit Torwarttrainer Ronny Teuber auf einen unbeobachteten Nebenplatz zurückzog. Das Fazit von Drobnys knapp 40-minütiger Spezialeinheit: Daumen hoch, zumindest vorerst.

"Es sieht ganz gut aus", ließ sich Teuber immerhin einen Mut machenden Satz entlocken, nachdem er Drobny auf dem Nebenplatz bis nach 16 Uhr die Bälle um die Ohren geschossen hatte. Endgültige Gewissheit, ob Drobny trotz eines schmerzhaften Teilabrisses des Haltebandes im linken Daumen am Ostersonntag (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) gegen Bayer Leverkusen spielen kann, will Cheftrainer Fink an diesem Sonnabend nach dem Abschlusstraining um 15.30 Uhr haben. "Es ist sicherlich ein Risiko", sagte der 42-Jährige, "aber Jaro ist ein harter Hund. Er wird alles versuchen."

Geht der Wettlauf gegen die Zeit schief, stünde mit Oldie Sven Neuhaus, 34, der zuletzt die ebenfalls verletzte Nummer zwei Tom Mickel auf der Bank vertrat, der Ersatz vom Ersatz bereit. "Sven hat mein Vertrauen, er weiß genau, worum es geht", sagte Fink, der vor der Partie gegen Leverkusen trotz der geballten Verletzungssorgen um gute Laune bemüht war: "Jedes Erfolgserlebnis im Abstiegskampf bringt neue Zuversicht. Auch in Kaiserslautern hatten wir extremen Druck, den wir gemeistert haben."

Die Aufgabe gegen Europa-League-Kandidat Leverkusen, dem Fink sogar "Champions-League-Qualität" zusprach, dürfte allerdings selbst mit Drobny ungleich härter werden. In der Abwehr muss Fink den am Sprunggelenk verletzten Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier durch Jeffrey Bruma ersetzen, im zentral defensiven Mittelfeld fehlt der gelbgesperrte Gojko Kacar. Immerhin meldete sich der zuletzt angeschlagene Tomas Rincon wieder fit, der mit Per Skjelbred und Robert Tesche um den Platz neben Routinier David Jarolim kämpfen muss. Das Verletzungspech will Trainer Fink ohnehin nicht als Ausrede gelten lassen. "Ich glaube nicht, dass andere Teams in dieser Phase gerne gegen einen Abstiegskandidaten wie uns spielen", sagte der Coach, und bemühte ein Gleichnis: "Lauf mal vor einem Löwen und lauf mal vor einem Hund davon. Ich bin mal gespannt, wann du schneller läufst."

Wer aber an diesem Wochenende wem davonläuft, dürfte sich wohl erst am Ostersonntag zeigen. Bei den mutmaßlich angeschlagenen Löwen aus Leverkusen, die nach fünf Pflichtspielniederlagen in Folge Trainer Robin Dutt durch das Interimsduo Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski ersetzten, steht Michael Ballack vor einem Comeback. "Wenn es eine schwierige Situation gibt, brauchst du erfahrene Spieler. Michael Ballack ist eine Möglichkeit", sagte Hyypiä, der zudem den in Hamburg als designierten Drobny-Nachfolger gehandelten René Adler erstmals nach dessen langer Verletzungspause in den Kader berief. Auch der nach einer Knieverletzung lange pausierende Tranquillo Barnetta ist erstmals wieder dabei, nachdem er am Mittwoch mit Bayer II in der Regionalliga 45 Minuten gespielt hatte. "Er ist auf vielen Positionen einsetzbar", lobte der Finne.

Hyypiäs Gegenüber hatte vor der richtungsweisenden Partie, die Auftakt einer sogenannten englischen Woche mit drei Spielen ist, nur wenig Lust, über einen möglichen "Trainereffekt" zu philosophieren. "Für uns wird es eine ganz wichtige Woche", sagte Fink, "am Ende dieser Woche können wir viel weiter sein." Über das Szenario, wo der HSV bei drei Pleiten gegen Bayer, in Hoffenheim und gegen Hannover stehen würde, sprach er lieber nicht.

HSV: Drobny (Neuhaus) - Bruma, Mancienne, Westermann, Aogo - Jarolim, Rincon - Ilicevic, Jansen - Petric, Berg. Bayer Leverkusen: Leno - Castro, Toprak, Friedrich, Kadlec - Ballack, Rolfes - Renato Augusto, Schürrle - Kießling, Derdiyok. Schiedsrichter: Stark (Ergolding)