Berater soll auf einer Ausstiegsklausel bestehen. Arnesen reist zu Verhandlungen nach London

Hamburg. Damit hatte Jaroslav Drobny wohl nicht gerechnet. Mit donnerndem Applaus und lautstarken Sprechchören wurde der Tscheche am Sonnabend von den Zuschauern gefeiert, obwohl seine Mannschaft gerade 0:4 gegen den VfB Stuttgart verloren hatte. Es war die Anerkennung für Drobnys tadellose Leistung, mit der er in den 90 Minuten zuvor eine Pleite historischen Ausmaßes verhindert hatte. Nur sprechen, aber auch damit hatte kaum jemand gerechnet, wollte der wortkarge Torhüter weder über die eigene Leistung noch über seinen plötzlichen Status als Zuschauerliebling und schon gar nicht über seinen eventuellen Wechsel zum FC Bayern sowie seinen designierten Nachfolger René Adler.

Das Reden übernahmen am Wochenende wieder mal andere. So ließ Sportchef Frank Arnesen wissen, dass sich der angestrebte Wechsel Adlers doch länger hinziehen könnte als zunächst gedacht. Nur eine Woche nachdem er eine Lösung innerhalb von wenigen Tagen angekündigt hatte, relativierte der Däne: "Es wird nicht drei Monate dauern. Aber wenn es ein Monat ist, dann habe ich kein Problem damit." Arnesen räumte zudem ein, dass der mit Spannung erwartete Medizincheck positiv verlaufen sei, es aber trotzdem noch Gesprächsbedarf gebe: "Alle wollen das Richtige. Aber es ist eben auch immer ein bisschen ein Pokerspiel."

Wie das Abendblatt erfuhr, soll der Hauptstreitpunkt zwischen Adler-Berater Jörg Neubauer und Arnesen eine eventuelle Ausstiegsklausel für den früheren Nationaltorhüter sein. Demnach will der umtriebige Agent in Adlers Vertrag festschreiben lassen, dass sein Mandant den HSV für eine bestimmte Millionensumme auch vor Vertragsende verlassen dürfte. Ein Passus, den Arnesen so nicht akzeptieren will.

Verwunderlich ist dabei nur, dass diese Details nicht wie üblich bereits vor dem Medizincheck ausverhandelt wurden. "René ist ein Spieler mit großer Reputation. Für so einen Transfer muss man sich Zeit nehmen", sagt Arnesen, der aber weiterhin auf ein baldiges Jawort Adlers hofft.

Eine ganz andere Zusage könnte Arnesen schon an diesem Mittwoch erhalten. Bereits morgen reist Hamburgs Vorstand Sport nach London, wo er am Mittwoch mit Chelseas Verantwortlichen über den Leihdeal mit Jeffrey Bruma sprechen will. Zur Erinnerung: Der HSV hat den Niederländer zwar bis Sommer 2013 ausgeliehen. Allerdings kann Chelsea das Abwehrtalent dank einer Vertragsklausel bereits in diesem Sommer zurückordern. Und genau dies will Arnesen nun verhindern.

Bruma ist aber nicht die einzige Personalie, über die Arnesen mit seinen früheren Chelsea-Kollegen sprechen will. Hamburgs Sportchef will zudem die Möglichkeiten ausloten, erneut eines von Chelseas Talenten zu ergattern. Schon mal angefragt hatte Arnesen wegen Englands U21-Nationalspieler Josh McEachran, 18, den niederländischen Linksverteidiger Patrick van Aanholt, 20, und dem Linksaußen Gael Kakuta, 20. Eine Ausleihe von Belgiens Sturmtalent Romelu Lukaku, 18, gilt dagegen als schwer realisierbar. Höchste Priorität genießt ohnehin die Verpflichtung eines zentralen Mittelfeldspielers. Nach Abendblatt-Informationen hatte der HSV im Winter noch mal einen zweiten Anlauf bei Wolfsburgs Ja-Cheol Koo gemacht. Der Südkoreaner war sogar zu Verhandlungen in Hamburg, wurde aber bis zum Sommer an den FC Augsburg ausgeliehen.