Köln? Richtig, da war doch mal was. Endspiel am 25. Juni 1960, 71 000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion, der HSV trifft im Endspiel um die deutsche Meisterschaft auf den 1. FC Köln. "Wir waren krasser Außenseiter. Gerade vergangene Woche habe ich mir noch einmal die Aufstellung des Gegners angesehen. Da waren schon Stars dabei, zum Beispiel Rahn, Schäfer, Röhrig, Schnellinger, Stollenwerk, Wilden und Sturm, alles Nationalspieler, erfahrene Leute", erinnert sich Horst Schnoor, damals 15 Jahre lang die Nummer eins des HSV. Die junge Hamburger Truppe aber gewann gegen die "alten Hasen" aus Köln 3:2 und holte den Titel, der den Ruhm des Traditionsklubs von der Rothenbaumchaussee begründete. Nach dem 0:1-Rückstand durch Breuer (52.) trafen damals Uwe Seeler (53.)' Gert "Charly" Dörfel (79.) zur Führung für die Hamburger, ehe Müller (84.) für Köln noch mal ausgleichen konnte. Uwe Seeler sorgte dann in der 87. Minute für den Sieg.

Horst Schnoor, heute 77 Jahre alt, wohnhaft am nördlichen Stadtrand von Hamburg und bei allen Heimspielen mit Ehefrau Gerda auf der Tribüne im Volkspark, sagt im Rückblick auf 1960: "Es war damals unnatürlich heiß, damit kamen wir aber gut klar - wir waren an diesem Tag einfach besser und auch verdienter Sieger."

Und wer gewinnt am Sonntag? Schnoor: "Das ist ein Spiel auf Augenhöhe, drei ganz wichtige Punkte sind zu gewinnen. Wenn ich an das Dortmund-Spiel des HSV denke, dieses 1:5, dann bin ich immer noch fassungslos, aber dieses 1:1 gegen die Bayern, das war ein gefühlter Sieg für den HSV. Das Team zeigte Biss und Herz - ich war tief beeindruckt. Und jetzt hoffe ich, dass die Mannschaft begriffen hat, dass es nicht nur mit Schönspielerei geht, sondern dass man schon in die Puschen kommen muss, wenn man gewinnen will." Er tippt eigentlich nie, diesmal aber wagt er es: "2:0 für den HSV. Oder 1:0." Zu null. Auf einen Mann achtet Horst Schnoor natürlich stets besonders: Jaroslav Drobny. "Am Anfang der Saison tat er mir leid, die Fehler, die er machte, das war nicht allein seine Schuld. Seit Monaten aber ist er jetzt ein Klassemann im HSV-Tor, strahlt Ruhe aus, dirigiert, macht einen Super-Job", sagt Horst Schnoor. Der "Altmeister" weiter: "Drobny ist 32 Jahre alt, er ist topfit, der kann noch lange spielen - ich sehe keine Notwendigkeit, dass sich der HSV jetzt nach einem neuen Torwart umsehen muss, es gibt doch keinen Notfall."

Und über René Adler von Bayer Leverkusen, der ab und an als neue Nummer eins des HSV gehandelt wurde, befindet Schnoor: "Den schätze ich sehr, er war lange meine Nummer eins in Deutschland, aber nun war er lange verletzt, keiner weiß, in welcher Verfassung er zurückkehren wird. Und obwohl er ablösefrei kommen würde, kann ich nur warnen: Adler wird nicht billig sein, ich befürchte eher das Gegenteil. Und ob sich der HSV das leisten kann, leisten sollte in dieser Phase? Da gibt es noch ganz andere Baustellen bei den Hamburgern ..."

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab