Ein Kommentar von Florian Heil

Es ist erstaunlich: Der HSV steht nur auf Platz 13 der Tabelle und hat eines der schwierigsten Halbjahre seiner Geschichte hinter sich. Dennoch ist die Euphorie rund um den Verein riesig. Die Mannschaft und der Trainer sprechen unerwartet offen von der Chance auf die Europa League, die Fans bescheren dem Klub zum Auftakt gegen Dortmund das erste Mal in dieser Saison ein ausverkauftes Stadion. Für den HSV tut sich in der Tat eine große Chance auf: Ein Sieg gegen den Meister könnte ein Maß an Selbstvertrauen freisetzen, das den Spielern über die gesamte Rückrunde Flügel verleiht. Doch drei Punkte erhoffte sich der Klub auch vor dem Hinspiel. Damals wurde der HSV beim 1:3 vorgeführt und lieferte mit dieser Erkenntnis in den Köpfen in den folgenden Spielen teils erschütternde Leistungen ab.

Nun sind diese beiden Situationen nicht eins zu eins miteinander zu vergleichen. Vor der Saison wusste beim HSV niemand, wo die Mannschaft steht, mittlerweile wurde deutlich, was sie zu leisten imstande ist - und was (noch) nicht. Und auch wenn Trainer Thorsten Fink zu Recht bemerkt, dass unter seiner Leitung noch kein Gegner besser war als sein Team, waren Defizite unübersehbar - und gegen die stärksten fünf Mannschaften der Liga hat der HSV zudem vor Finks Amtsübernahme gespielt. Dortmund ist jetzt genau wie vor der Saison der Favorit, Bayern als Gegner am dritten Rückrundenspieltag sowieso.

Träumen von Europa ist beim HSV erlaubt - doch niemand sollte enttäuscht sein, wenn es angesichts des harten Auftaktprogramms am Ende nur ums Überleben geht.