Der HSV gewann das Testspiel in Bielefeld zwar mit 1:0, bot aber eine ernüchternde Leistung

Bielefeld. Eine verpatzte Generalprobe gilt ja landläufig als gutes Omen für eine gelungene Premiere. Demzufolge müsste das Freundschaftsspiel des HSV bei Arminia Bielefeld den Spielern großen Mut machen für den Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund am kommenden Sonntag. Denn die Hamburger gewannen den letzten Test durch ein Tor des eingewechselten Gojko Kacar am Sonnabend zwar mit 1:0, doch die Leistung war durch die Bank erschütternd. Kein Spielwitz, unzählige Fehlpässe, statisches Spiel. "Wir hatten viel zu viele Ballverluste und konnten zu keiner Zeit abrufen, was wir uns vorgenommen hatten. Es war für alle von uns gut zu sehen, dass mit zehn Prozent weniger nicht viel zu holen ist. Das war ein Warnschuss zur rechten Zeit", sagte Kapitän Heiko Westermann selbstkritisch. Einzig Torwart Jaroslav Drobny unterstrich nach anfänglichen Problemen seine gute Form, er allein verhinderte eine Niederlage.

Dabei waren sich eigentlich alle einig, dass der HSV nach dem Trainingslager in Marbella auf dem richtigen Weg ist. Die Spieler lobten die Arbeit von Trainer Thorsten Fink, der Trainer gab das Lob zurück, und die Leistungen in den vier Testspielen im sonnigen Süden bestätigten den Aufwärtstrend. Vielleicht konnten sich die Akteure mit den Temperaturen in Bielefeld knapp über dem Gefrierpunkt noch nicht anfreunden, vielleicht fehlte einfach die Bereitschaft, am zehnten Tag in Folge ohne Pause die volle Leistung abzurufen.

"Uns hat die körperliche und geistige Frische gefehlt", fasste Fink zusammen, der seinem Team daraufhin zwei fußballfreie Tage verordnete. Die mitgereisten HSV-Fans ertrugen die Minusleistung mit Fassung und sorgten zusammen mit den Bielefelder Anhängern für eine tolle Kulisse. "Schwarz-Weiß-Blau, Arminia und der HSV", sangen sie gemeinsam und unterstrichen die derzeit wohl einzig noch gelebte Fan-Freundschaft der Hamburger Fans innerhalb Deutschlands.

Ob der schwache Auftritt Konsequenzen für die Startelf gegen den BVB hat, ließ Fink offen: "Ich werde auch in der nächsten Trainingswoche ganz genau hinschauen, wer sich wie präsentiert. Noch ist alles möglich." Immerhin hatte er seiner vermeintlich ersten Elf gegen den Drittligaklub 56 Minuten lang das Vertrauen geschenkt, ehe er erstmals wechselte. Mladen Petric ging, ohne auf einen Einwechselspieler zu warten, mit Wadenproblemen direkt in die Kabine - er soll morgen jedoch wieder mitmischen können.

Auffälligster Mann auf dem Platz war neben Drobny übrigens ein Bielefelder: Der 21-jährige Marc Rzatkowski, der von Statur, Frisur und Spielwitz an eine Mischung aus Lewis Holtby und Marco Reus erinnerte, demonstrierte dem HSV, wie im Mittelfeld Regie geführt werden kann. Bei den Gästen war dazu niemand in der Lage.

HSV: Drobny - Diekmeier, Bruma (ab 67. Mancienne), Westermann (ab 71. Rajkovic), Aogo - Tesche (ab 67. Son) , Rincon (ab 71. Jarolim)- Ilicevic (ab 71. Sala), Jansen (ab 71. Lam) - Guerrero (ab 79. Arslan), Petric (ab 56. Kacar) Tor : 0:1 Kacar (74.); Zuschauer : 8215