Für Horst Peterson, Vater des größten Hamburger Hallenfußballturniers, wird es immer "das Spiel der Spiele" bleiben. Es war das Halbfinale um den 4. Ratsherren-Cup im Januar 1990. Der spätere Sieger FC St. Pauli lag mit 0:5 gegen Lok Leipzig zurück, als sich Feldspieler Dirk Zander den Torwart-Pullover überstreifte und als "fliegender" Keeper dafür sorgte, dass es am Ende 5:5 hieß. St. Pauli siegte dann im Neunmeterschießen, zog ins Finale ein und besiegte Banik Ostrau mit zwei Torwart-Toren von Zander 4:3.

An diesem Freitag und Sonnabend steht nun das 26. Hallenturnier auf dem Programm, es geht um den Schweinske-Cup. Natürlich wird der 76-jährige Horst Peterson an "seinem" Turnier teilnehmen, auch wenn er sich von einem Schlaganfall im Jahre 2008 nur langsam erholt. Heute ist er Ehrenveranstalter, die Macher der Veranstaltung sind seine langjährigen Freunde Peter Sander und Wolfgang Engelmann. "Das Turnier wird immer noch angenommen, die Fans bleiben uns treu", sagt Engelmann, klagt aber gleichzeitig: "Der Rahmenterminkalender des DFB lässt uns leider immer weniger Platz für das Turnier, denn fast alle Profi-Teams befinden sich im Trainingslager."

Der HSV hatte zugesagt, aber es gab Probleme mit der Polizei, die Ausschreitungen mit St.-Pauli-Fans befürchtete. Deshalb erfolgte die kurzfristige Absage der Rothosen. Der FC St. Pauli ist natürlich dabei - aus Tradition. Neunmal siegten die "Braunen" bereits in Alsterdorf, und Peterson sagt: "Auf St. Pauli ist immer Verlass, wir haben diese Kooperation einst mit Handschlag besiegelt, der gilt heute noch." Wieder einmal sind sogar zwei Teams vom Millerntor dabei, denn auch das Regionalliga-Team konnte sich für das Hauptturnier qualifizieren und startet in Gruppe A mit dem VfB Lübeck, Respect United und dem FC Nordsjaelland. Die St.-Pauli-Profis treffen bei der Titelverteidigung in Gruppe B auf Lyngby BK, FC Midjylland und den Hamburger Hallenmeister SC Condor. Die Spiele beginnen heute um 18 Uhr, am Sonnabend 14 Uhr. Öffnung der Halle jeweils eine Stunde eher. Eintrittskarten an der Tageskasse.

"Wir konnten stets voller Stolz sagen, dass wir das etwas andere Hallenturnier sind", sagt Peterson rückblickend. In der Tat war die Atmosphäre in Alsterdorf immer einzigartig familiär. Und es waren große Namen dabei: Spartak Moskau (gewann viermal), Slavia Prag, Bröndby Kopenhagen, ZSKA Sofia, der FC Santos, Team Croatia (dreimal Sieger), und, und, und - sogar die Bundeswehr-Nationalmannschaft war da. Zur Begrüßung gab es früher die jeweiligen Nationalhymnen, und den Prominentenanstoß zum Budenzauber in Alsterdorf führte einmal auch Rad-Superstar Jan Ullrich aus.

Die wohl schwerste Verletzung in der Turniergeschichte zog sich 1993 Harald Spörl (HSV) zu, der einen Knöchelbruch erlitt. Bernd Hollerbach, 1995 vom Millerntor in den Volkspark gewechselt, bekam von den St.-Pauli-Fans eine Rakete an den Kopf geschossen. Zwei Spieler vom FC Lowetsch (Bulgarien) wurden von der Polizei festgehalten, weil sie in einem Kaufhaus "vergessen" hatten, zu bezahlen. Und die St.-Pauli-Amateure fegten 1999 die HSV-Profis mit 4:1 aus der Halle.

Jahrelang hatte Horst Peterson übrigens davon geträumt, einmal den FC Bayern am Start zu haben, doch die Münchner waren zu teuer, verlangten 100 000 Mark Antrittsgage. Auf dieses Highlight musste Peterson zwar schweren Herzens verzichten. Aber er hatte ja einst wenigstens Lok Leipzig dabei und den "fliegenden" Torwart Dirk Zander.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab