Hamburg. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Günter Perl war keine 15 Minuten alt, da wurde in den Katakomben der Nordbank-Arena bereits fleißig darüber diskutiert, ob und warum der HSV in der Bundesliga und in der Europa League zwei unterschiedliche Gesichter präsentiert. Während man auf dem Weg ins Halbfinale der Europa League Spektakel in Serie geboten habe, so die vorherrschende Meinung, reichte die Leistung in der Bundesliga leider viel zu selten für die hohen Ansprüche. "In der Bundesliga tun wir im Gegensatz zu den Europacupauftritten einfach zu wenig für den Erfolg", sagte beispielsweise Piotr Trochowski. Überprüft man allerdings jede einzelne der bislang absolvierten 20 Partien dieser Rückrunde, so muss man eingestehen, dass auch die Leistungen in den internationalen Spielen nur selten überragend waren. In 20 Rückrundenspielen konnte der HSV nur viermal wirklich überzeugen (trotz der 0:1-Niederlage in München, gegen Anderlecht und zweimal gegen Lüttich), achtmal spielte die Mannschaft solide (gegen Freiburg, Wolfsburg, Köln, Stuttgart, Hertha, Schalke, Bochum und im Hinspiel gegen Eindhoven) und ebenfalls achtmal so richtig schlecht (in Dortmund, Leverkusen, Gladbach, Eindhoven und Anderlecht und zu Hause gegen Frankfurt, Hannover und Mainz). Somit konnten die Hamburger selbst in den vermeintlichen sechs "Highlight-Spielen" der Europa League nur dreimal überzeugen.

Zum Vergleich: In der Hinrunde, in der über weite Strecken wichtige Stammspieler (Paolo Guerrero, Mladen Petric, Zé Roberto und Marcell Jansen) ersetzt werden mussten, spielte die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia in insgesamt 29 Partien (17 Bundesligaspiele, zehn Europacupduelle und zwei Pokalspiele) immerhin 17 mal richtig gut. "Man wird sich nach der Saison zusammensetzen und darüber reden, was erreicht wurde und was nicht", beantwortete Rechtsverteidiger Guy Demel die Frage nach dem insgesamt unglücklichen Saisonverlauf.

Noch bleiben maximal sechs Partien (jeweils drei in der Bundesliga und in der Europa League) bis Saisonende, um die magere Rückrundenbilanz doch noch aufzubessern. "Jedes einzelne Spiel ist jetzt ein Endspiel für uns", sagte Trochowski, "das erste Endspiel gegen Mainz haben wir leider kläglich vergeben."