Hamburg. Am Wochenende hatte Trainer Bruno Labbadia von seinen Leistungsträgern mehr Führungsqualitäten gewünscht. Zé Roberto ging nach der Aussprache mit guten Beispiel voran und stellte sich den unangenehmen Fragen als Erster.

Abendblatt:

Zé Roberto, was ist nur mit dem HSV los?

Zé Roberto:

Das ist die große Frage, die wir uns auch stellen. Wir hatten gerade eine interne Aussprache, in der wir versucht haben, genau das herauszufinden.

Und? Haben Sie eine Antwort?

Es ist nicht einfach, nur eine Antwort zu finden. Klar ist, dass wir eigentlich genug Qualität in der Mannschaft haben, um ganz andere Ergebnisse zu erzielen. Das haben wir ja auch schon in der Hinrunde bewiesen. Und auch die zahlreichen Verletzungen dürfen keine Ausrede für die derzeitige Situation sein.

Hat die Aussprache geholfen?

Wir saßen mit Spielern, Trainern und Verantwortlichen zusammen und haben uns offen die Meinung gesagt. Schließlich kann es nicht sein, dass man die wichtigen Dinge nicht anspricht.

War die Aussprache denn lebhafter als die zuletzt gezeigte Leistung auf dem Platz in Gladbach?

Natürlich. In Gladbach konnte man das Gefühl bekommen, dass wir eine tote Mannschaft sind. Die Fans, die Journalisten und die Leute von außen scheinen tatsächlich die Meinung zu haben, dass wir schon tot sind. Aber wir wollen das Gegenteil beweisen.

Glauben Sie wirklich, dass nach der Sitzung alles besser wird?

Ich habe ähnliche Situationen auch bei Bayern München und in der brasilianischen Nationalmannschaft erlebt. Am Ende setzt sich immer die Qualität durch. Bei Bayern hatten wir eine Traummannschaft mit Michael Ballack, Sebastian Deisler, mir und Lucio. Als wir dann trotzdem aus der Vorrunde der Champions League ausgeschieden sind, wurden wir medial auch schon begraben. Und anschließend sind wir nur gestärkt aus der Situation herausgekommen. Das Gleiche wird uns nun auch in Hamburg gelingen, da bin ich mir sicher.

Darf man von einer Krise sprechen?

Krise? Dieser Begriff ist für unsere Situation nicht passend. Es geht nicht darum, alles schlechtzureden. Wir spielen ja nicht um den Verbleib in der Liga, sondern haben immer noch die Chance, uns aus eigener Kraft für die internationalen Plätze zu qualifizieren und das Europa-League-Finale zu erreichen.

Trainer Bruno Labbadia hat explizit die Führungsspieler angesprochen, von ihnen mehr Leistung gefordert. Hat er recht?

Natürlich. Die Führungsspieler müssen vorangehen. Frank Rost, Joris Mathijsen, Ruud van Nistelrooy, David Jarolim und auch ich sind gefragt. Aber ich appelliere gleichzeitig an die jungen Spieler. Wir sind eine Mannschaft und müssen zusammen den Weg aus der Misere finden. Wir müssen Vertrauen in unsere eigene Stärke haben.

Hat die Mannschaft auch noch Vertrauen in den Trainer?

Wir haben Vertrauen in uns und den Trainer.