Gladbach/Hamburg. Am gestrigen Sonntag ging Marcell Jansen erst mal auf Tauchstation. Auf seinem Mobiltelefon meldete sich lediglich die Mailbox, und auch sonst schien der normalerweise so gesprächige Fußballprofi keinen gesteigerten Wert auf Unterhaltung zu legen. Die Folgen seines Syndesmosebandrisses wirkten sich nicht nur auf das linke Bein, sondern auch auf das Gemüt aus. Stimmungsdämpfend kam hinzu, dass zeitgleich seine Mannschaftskollegen ausgerechnet bei seinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach antraten - ein Spiel, dass der gebürtige Gladbacher nur vor dem Fernseher verfolgen konnte.

Ein Zustand, an den sich Jansen in den kommenden Wochen und auch im WM-Sommer wohl gewöhnen muss. Denn nach einem Telefonat mit Bundestrainer Joachim Löw am Sonnabend war der anfängliche Zweckoptimismus des 24-Jährigen in Bezug auf seine erhoffte Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Südafrika fast gänzlich verflogen. "Marcell müsste nach der Verletzungspause in der Vorbereitung bei null anfangen. Das ist schwierig", sagte der Bundestrainer der "Bild am Sonntag", um abschließend einen Satz zu sagen, der beinahe einer endgültigen WM-Absage gleich kam: "Man muss damit rechnen, dass es nicht mehr klappt."

Eine kleine Resthoffnung wollte sich der Optimist aus Leidenschaft allerdings bewahren. "Wir müssen erst mal sehen, wie der Heilungsverlauf verläuft", sagte Jansen nach dem Telefonat. Heute fliegt er zur Untersuchung bei DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach München. Beim Mannschaftsarzt der Bayern soll entschieden werden, ob und wann sein linker Fuß operiert werden muss. Müller-Wohlfahrt hatte 2008 bereits Franck Ribéry erfolgreich am Syndesmoseband behandelt - damals allerdings mit einer OP. Ob sich Jansen zumindest noch einen Rest Hoffnung auf die WM machen darf, wird sich heute wohl entscheiden.