Der Nationalspieler bereitet die Tore durch van Nistelrooy und Pitroipa beim 2:2 vor. Die Hamburger rutschen auf Platz sechs ab.

Hamburg. Piotr Trochowski musste nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Wolfgang Stark erst einmal kräftig durchpusten. Nicht das ambivalente Endergebnis gegen Schalke 04 hatte dem Nationalspieler die letzte Luft geraubt, sondern vielmehr die laufintensiven 90 Minuten zuvor, die er so schon lange nicht mehr genießen durfte. Bevor er sich völlig verausgabt auf den obligatorischen Weg in die Fankurve machte, nahm sich der Mittelfeldwirbler, der heute seinen 26. Geburtstag feiert, noch ein paar Sekunden Zeit, um tief Luft zu holen. "Ich bin völlig platt", waren schließlich Trochowskis erste Worte, nachdem er sich in den Katakomben wieder mehr oder weniger gesammelt hatte.

Obwohl der HSV lediglich 2:2 unentschieden gegen Titelanwärter Schalke 04 gespielt hatte, durfte sich Trochowski, der beide HSV-Treffer vorbereitet hatte, als echter Sieger dieses Spiels fühlen. Keiner schoss häufiger auf das Tor (neunmal) als er, kein Hamburger bereitete mehr Torschüsse vor (drei) als er. "Ich bin zufrieden", beantwortete Trochowski die ungeliebte Bitte um die Beurteilung seiner eigenen Leistung, wohl wissend, dass er sich nach vier Spielen in Folge, in denen er zuvor nicht in der Anfangself gestanden hatte, die eine oder andere Nachfrage gefallen lassen musste. So wollte ein Medienvertreter wissen, ob er gegen Schalke von Trainer Bruno Labbadia andere Anweisungen als sonst bekommen hätte. "Der Trainer braucht mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Dafür bin ich lange genug im Geschäft" antwortete Trochowski, um nicht weniger schroff zu ergänzen, dass er keine Lust habe, immer nur über sich selbst zu sprechen.

Tatsächlich bot die abwechslungs-, aber auch fehlerreiche Partie, die Schalke-Trainer Felix Magath später etwas pathetisch sogar "ein dramatisches Spiel" nennen sollte, durchaus mehr - wenn auch nicht unbedingt positiveren - Gesprächsstoff für die Hamburger als nur die Personalie Trochowski: So rutschte der HSV nach einer insgesamt mäßigen Leistung erstmals seit dem ersten Spieltag auf den sechsten Tabellenplatz, der nicht mehr zur Qualifikation für die Europa League reicht, ab. "Der Punkt bringt uns leider überhaupt nicht weiter", konstatierte folgerichtig ein enttäuschter Mladen Petric, der neben den vorbeigerauschten Konkurrenten aus Bremen und Dortmund auch vor den lauernden Stuttgartern warnte.

Tatsächlich bot das bereits siebte Heimspiel der Saison ohne Sieg den 57 000 Zuschauern besten Anschauungsunterricht, warum es der HSV in diesem Jahr schwer haben wird, sich erneut für das Minimalziel Europa League zu qualifizieren. Denn neben einer wackeligen Abwehr (siehe Text unten) ist derzeit auch der Spielaufbau weit von seinem eigentlichen Sinn und Namen entfernt. So entsprang der glückliche Führungstreffer Ruud van Nistelrooys (40.) eher einem Zufall als einer durchdachten Aktion.

Und auch sonst schafften es die Hamburger nur selten, so sehenswerte Spielzüge vorzutragen wie beim 2:2-Ausgleichstreffer durch den eingewechselten Jonathan Pitroipa in der 77. Minute.

"Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen", sparte Trainer Labbadia im Anschluss an das Spiel trotzdem nicht mit Lob, "wir hatten den unbedingten Willen, auch noch den 3:2-Siegtreffer zu machen." Und obwohl Labbadia mit seiner Einschätzung, dass seine Mannschaft alles versucht hatte, sicherlich richtig lag, wäre ein Sieg gegen den neuen und alten Tabellenzweiten aus Gelsenkirchen wohl etwas zu viel des Guten gewesen.

So blieb am Ende des Tages nur der Blick in die Vergangenheit, um sich Hoffnungen auf eine bessere Zukunft zu machen. Schließlich hatte der HSV auch in der vergangenen Saison die Qualifikation zur Europa League nur dank eines Last-Minute-Treffers in Frankfurt am letzten Spieltag geschafft. Der Torschütze damals hieß Piotr Trochowski.