Hamburg. Es ist nicht bekannt, ob Joris Mathijsen das längst vergessene Wort "Libero" bereits in seinem deutschen Wortschatz integriert hat. Zumindest die Bedeutung des Begriffs scheint dem Niederländer sehr wohl vertraut zu sein. Wie zu besten Matthias-Herget-Zeiten verharrte der 29-jährige Abwehrrecke gegen Schalke 04 meist mehrere Meter hinter seinen Defensivkollegen, verließ auch bei Ballbesitz nur widerwillig die unmittelbare Nähe des eigenen Strafraums und zelebrierte den sicheren Querpass über fünf Meter in Perfektion. "Gegen eine Mannschaft wie Schalke muss man defensiv gut stehen - das ist uns gut gelungen", erklärte Trainer Bruno Labbadia die neue Marschroute. Abwehr ist Trumpf - so hieß nach zuletzt acht Gegentoren in vier Tagen in der ersten Hälfte die Devise der Defensive.

Allerdings hielten die guten Vorsätze in der Abwehr erneut nicht 90 Minuten. "Wenn man zwei Tore schießt, wäre es schön, so ein Spiel auch mal zu gewinnen", kritisierte Stürmer Mladen Petric, "wir können nicht immer drei Tore schießen." Doch individuelle Fehler (Mathijsen und David Rozehnal beim 1:1, Ruud van Nistelrooy beim Foulelfmeter zum 1:2) verhinderten zum wiederholten Mal ein besseres Ergebnis.

Besser könnte auch das Zusammenspiel von "Libero" Mathijsen und Abwehrkollege Rozehnal sein. Während der Niederländer bei jedem Ballkontakt Rozehnals wild mit den Armen ruderte, nach links und rechts zeigte und oft auch einfach nur abwinkte, scheint der Tscheche zunehmend verunsichert. "Das fällt mir gar nicht so auf", beantwortete Mathijsen eine Nachfrage zu seiner resoluten Körpersprache, "aber vielleicht liegt das daran, dass wir derzeit hinten viel zu tun haben." Das will er ändern - notfalls auch als Libero.