Im Viertelfinale trifft das Team von Trainer Bruno Labbadia auf Standard Lüttich mit Stürmerstar Milan Jovanovic, im Halbfinale würde Wolfsburg oder Fulham warten.

Hamburg. Es war exakt 13.13 Uhr, als sich Uwe Seeler am Freitagmittag ein spitzbübisches Grinsen im Uefa-Hauptquartier im schweizerischen Nyon nicht verkneifen konnte. Hamburgs Fußball-Legende hatte gerade seinem HSV den belgischen Meister Standard Lüttich, den vermeintlich einfachsten Gegner im Lostopf, als Viertelfinalgegner der Europa League zugelost. Und die doppelte 13 sollte sich nur wenig später für seinen Verein als doppelter Glückbringer erweisen. Denn nachdem der HSV in der Runde der letzten acht Topklubs wie dem FC Liverpool, Atlético Madrid, dem FC Valencia oder Benfica Lissabon aus dem Weg gegangen ist, sorgte "Uns Uwe" bei der anschließenden Auslosung der möglichen Halbfinalpartien dafür, dass auf den Weg ins Finale in der Nordbank-Arena (12. Mai) eine Runde später der Sieger aus der Partie des VfL Wolfsburgs gegen den FC Fulham warten würde - mehr Losglück geht nicht.

Es dauerte nicht lange, ehe sich Seelers glückliches Händchen auch in dessen Heimat unter den HSV-Profis, die gerade erst von ihrem Betriebsausflug aus Brüssel zurückgekehrt waren, herumgesprochen hatte. Und während Zé Roberto und Frank Rost nach dem turbulenten Vorabend und der 3:4-Niederlage gegen Anderlecht wenig Lust verspürten, eine erneute Reise nach Belgien zu kommentieren, versuchten ihre Kollegen, keine Euphorie aufkommen zu lassen. "Wir dürfen Lüttich nicht unterschätzen", warnte Kapitän David Jarolim, Tunay Torun sprach von einer "spielstarken Mannschaft" und Guy Demel erinnerte daran, dass der belgische Meister keine schlechte Rolle in der Champions League gespielt hatte, gab aber zu, "auf dem Papier" der Favorit zu sein.

Auch Trainer Bruno Labbadia, der noch während des Trainings mit den Reservisten auf dem Platz von Pressesprecher Jörn Wolf über Seelers ausgezeichnete Arbeit informiert wurde, war redlich bemüht, das vermeintliche Losglück zu relativieren. "Lüttich ist nicht ohne Grund Meister geworden", sagte Labbadia, der "ein enges Spiel" gegen "einen starken Gegner" erwartet. Ähnliches hatte der Coach auch vor den Spielen gegen Eindhoven und Anderlecht gesagt - und trotz akuter Floskelgefahr Recht behalten.

Tatsächlich spielt der zehnmalige belgische Meister keine zufriedenstellende Saison, liegt mit aktuell 27 Punkten Rückstand auf "HSV-Opfer" Anderlecht nur auf dem siebten Platz der Jupiler League. Und trotzdem tun die Hamburger gut daran, die Duelle nicht zu unterschätzen. Mit Milan Jovanovic, der in den vergangenen Jahren schon öfters auf der Einkaufsliste des HSV stand und im Sommer ablösefrei zum FC Liverpool wechselt, kann das Team von Interimstrainer Dominique D'Onofrio auf einen echten Stürmerstar zurückgreifen. Zudem warnt Labbadia vor Mittelfeldtalent Axel Witsel (21) und Torhüter Sinan Bolat, der durch einen Kopfballtreffer in der 90. Minute gegen den AZ Alkmaar in der Vorrunde der Champions League sogar als Torjäger aufgefallen ist.

Uwe Seeler wird beim Hinspiel am 1. April auf der Tribüne der Nordbank-Arena Platz nehmen. Noch erwartet er einen "weiten Weg" bis zum Heimfinale. Dass der Weg aber nicht allzu steinig wird, dafür sorgte der Torjäger a. D. statt mit dem Fuß ausnahmsweise mit seinem Glückshändchen selbst.