Spielt van Nistelrooy gegen Köln? HSV-Trainer Labbadia lässt sich nicht unter Druck setzen. Zé Roberto ist dagegen noch lange nicht fit.

Hamburg. Der härteste Teil des Trainings sollte für Ruud van Nistelrooy gestern Mittag erst nach seiner ersten Einheit mit der Mannschaft folgen. Im dichten Schneegestöber wurde der Superstar von knapp 30 Kindern, die trotz Eisregens und Unwetterwarnungen anderthalb Stunden in der Kälte auf ihren neuen Liebling gewartet hatten, umlagert. Meter für Meter kämpfte sich der Stürmer durch das Schneetreiben und die Fans, um nach und nach jeden einzelnen Autogramm- und Fotowunsch abzuarbeiten. "Mir geht's gut. Das Training hat Spaß gebracht", antwortete van Nistelrooy lächelnd einem Anhänger, ehe er die letzten Meter über den Parkplatz vor der Nordbank-Arena in die Kabine joggte. Geschafft!

Fast schon erholsam schien dagegen die Einheit vor dem Rückweg in die Kabine. Der 33-Jährige, der als Letzter den Trainingsplatz betrat und nach seinem Muskelfaserriss in der Wade erstmals am Mannschaftstraining teilnehmen durfte, strotzte bei den Schuss- und Passübungen vor Energie. Nach einem Treffer lief er mit ausgebreiteten Armen jubelnd im Zickzack-Slalom, ein anderes Mal nahm er Assistenztrainer Ricardo Moniz nach einer Grätsche scherzhaft in den Schwitzkasten. Van Nistelrooy schoss, van Nistelrooy passte, van Nistelrooy lief - und das mit weißen Schuhen sogar ziemlich rund.

"Ruud hat sich gut bewegt, macht einen fitten Eindruck", lobte Marcell Jansen, der dem Debüt seines neuen Kollegen ähnlich entgegen zu fiebern scheint wie ein Großteil der Anhänger. Nur einer wollte sich von der sich immer mehr ausbreitenden Ruudmanie partout nicht anstecken lassen: Bruno Labbadia. "Wir werden uns von niemandem unter Zeitdruck setzen lassen. Ruud ist noch im Aufbau, wird noch die eine oder andere Einheit brauchen", sagte der Trainer, dem die täglichen Nachfragen über den Gesundheitszustand seines neuen Stürmerstars zunehmend zu nerven scheinen. "Ruud ist erst bei 60 Prozent. Und er wird nicht diese und auch nicht in der nächsten Woche bei 100 Prozent sein", sagte Labbadia, verschränkte die Arme und wollte so signalisieren, dass das Thema "Van the Man" für ihn beendet sei.



Das Thema ist aber natürlich längst noch nicht beendet - erst recht nicht kurz vor der Partie am Sonnabend gegen den 1.FC Köln. So umkurvte Labbadia geschickt alle Fragen zu einem möglichen Debüt seines Neuzugangs wie der Angreifer zuvor im Training die Slalomhütchen. Ob van Nistelrooy spielen kann? "Abwarten." Ob er denn zumindest im Kader steht? "Eher nicht, aber das werden wir Ende der Woche entscheiden." Eine endgültige Absage an das von allen herbeigesehnte Debüt hört sich jedenfalls anders an.

Lesen Sie hier die aktuelle Reportage von Kai Schiller über Ruud van Nistelrooy

Sehr viel deutlicher - oder wie Labbadia es gerne ausdrückt: "konkreter" - wurde der Trainer erst, als er auf seinen zweiten angeschlagenen Superstar angesprochen wurde. "Zé Roberto kann frühestens in der kommenden Woche mit dem Mannschaftstraining beginnen." Der Brasilianer, der gestern ganz unbrasilianisch mit kurzer Hose und zunächst auch ohne Mütze joggen war, fehlt wegen einer komplizierten Knöchelverletzung bereits seit knapp drei Monaten. Ähnlich wie Mladen Petric, der im vergangenen Herbst allerdings nur sieben Wochen ausfiel, macht dem Südamerikaner die Führung der Peroneussehne im Sprunggelenk zu schaffen. "Ich muss noch vorsichtig sein, habe noch immer leichte Schmerzen", sagte der 35-Jährige, der sich trotzdem freute, endlich wieder auf dem Platz zu stehen.

Vorausgesetzt, dass alles rund läuft, möchte Zé Roberto nächste Woche gegen Stuttgart in den Kader zurückkehren, spätestens zwei Wochen später in die Startelf. Der Gegner dann: Zé Robertos Ex-Klub Bayern München. Da läuft's doch.