Hamburg. Auch 14 Stunden nach dem Schuss ins Glück hatte Piotr Trochowski am frühen Sonnabend noch keine richtige Antwort auf das Wie und Warum gefunden. "Ich schwinge das Schussbein nicht voll durch, schaufle den Ball teils mit der Innenseite, teils mit Vollspan auf das Tor", versuchte der Kunstschütze das in Worte zu fassen, was sich eben so richtig nicht in Worte fassen lässt: sein traumhaftes Freistoßtor gegen den VfL Wolfsburg.

Am Freitagabend hatte sich der erst 14 Minuten zuvor eingewechselte Trochowski den Ball 22 Meter vom Wolfsburger Tor zurechtgelegt, drei Meter Anlauf genommen und mit einer Schusstechnik, die es so kein zweites Mal in der Bundesliga gibt, abgezogen. Der Ball flog an der 9,15 Meter entfernten Mauer erst nach links vorbei, dann plötzlich kurz vor dem Tor nach rechts - vorbei an Torhüter Andre Lenz ins Netz. "Ich kenne niemanden, der so schießt wie ich", sagte Torschütze Trochowski nicht ohne Stolz.

Tatsächlich ist seine Schusstechnik mit keinem anderen Profi vergleichbar - auch nicht mit Real Madrids Kunstschütze Cristiano Ronaldo. Denn während "Troche" seinen Bällen während des Fluges zunächst einen Links- und später einen Rechtsdrall verpasst, überqueren Ronaldos Schüsse mit einem Abflugwinkel von 25 Grad bei steigender Tendenz in rund 2,50 Meter die Mauer, ehe sie kurz vor dem Tor regelrecht vom Himmel runterfallen und statt über plötzlich unter der Latte einschlagen.

Die einzige Parallele von Trochowski und Ronaldo: Beide Standardschützen schießen immer mit vollem Risiko. "Seine ersten beiden Freistöße waren richtig schlecht", sagte Joris Mathijsen, "der dritte dafür umso besser." Torhüter Frank Rost hatte sogar richtig Mitleid mit seinem Kollegen Lenz, der zunächst sogar davon ausgegangen war, dass der Freistoß abgefälscht wurde: "Troches Schüsse sind immer kurios. Gepaart mit den neuen Bällen, ist es für einen Torwart unglaublich schwer, da ranzukommen. Die Flugkurven sind unberechenbar."