Nationalspieler Jerome Boateng könnte im Sommer für zwölf Millionen Euro wechseln, erwägt nun aber, bis 2014 beim HSV zu verlängern.

Abendblatt: Herr Boateng, Ihr Trainer Bruno Labbadia ist guter Dinge, dass Sie bald Ihren Vertrag verlängern. Liegt er richtig?

Jerome Boateng (lacht): Eines habe ich schon früh gelernt: Der Trainer hat immer Recht. Aber im Ernst, es sieht gut aus. Der Trainer und ich hatten ein gutes Gespräch. Er wollte von mir wissen, woran es zuletzt gescheitert war.

Abendblatt: Was haben Sie gesagt?

Boateng: Dass es eigentlich nur Kleinigkeiten waren, ich nur genauer wissen wollte, was hier sportlich geplant wird. Und darauf hat mir der Trainer eine sehr gute Antwort gegeben.

Abendblatt: Also ist alles klar, Sie bleiben. Wie lange? Im Gespräch soll ein Vertrag bis 2014 sein.

Boateng: Es kann alles schnell gehen - und es wäre längerfristig.

Abendblatt: Haben Sie in der ganzen Zeit denn auch mit anderen Klubs gesprochen?

Boateng: Nein, nie.

Abendblatt: Haben Sie einen Karriere-Masterplan?

Boateng: Nicht wirklich. Ich plane immer nur die bevorstehende Saison. Vor dieser Saison hatte ich das Ziel Champions League.

Abendblatt: Gibt es zwischen Ihnen und dem HSV unterschiedliche finanzielle Vorstellungen?

Boateng: Da waren wir nie weit auseinander. Das hatte gepasst.

Abendblatt: Sportlich soll es wahrscheinlich die Aussicht auf die Champions League sein.

Boateng: Na klar. Ich will am liebsten jedes Jahr in der Königsklasse mit dem HSV spielen. Das habe ich auch gesagt. Und wenn dafür hier die Voraussetzungen stimmen, bleibe ich sehr gern hier.

Abendblatt: Im Moment sind Sie noch mit dem HSV sehr gut im Rennen um einen der begehrten Champions-League-Plätze.

Boateng: Das ist weiter unser Ziel. Langsam kommen auch wieder die Verletzten zurück, demnächst Eljero Elia und Zé Roberto. Das gibt uns neuen Schwung.

Abendblatt: Auch Sie können sich nach abgesessener Sperre am Sonnabend in Dortmund wieder in der Bundesliga für die Nationalmannschaft empfehlen.

Boateng: Das ist so. Ich will natürlich - wie wahrscheinlich jeder - zur WM. Und dafür brauche ich noch so viele Spiele wie irgend möglich. Ich will mich weiterentwickeln und mit einem Erfolg beim HSV im Rücken zur WM.

Abendblatt: Viele dachten, Sie wollten mit Ihrer Vertragsverlängerung auch warten, weil durch eine gute WM vielleicht einer der internationalen Topklubs auf Sie aufmerksam werden könnte.

Boateng: Ich halte mir nichts offen, ganz sicher nicht. Noch bin ich ja nicht mal sicher bei der WM dabei. Und wenn ich mich wohlfühle, bleibe ich in Hamburg.

Abendblatt: Zumal der Rückrundenstart mit 2:0 gegen Freiburg optimal begonnen hat.

Boateng: Optimal wäre ein höherer Sieg, aber wir haben gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.

Abendblatt: Im Titelkampf?

Boateng: Im Kampf um die oberen Plätze.

Abendblatt: Ganz oben vermuten die meisten wieder Bayern München. Zumal jetzt auch noch Franck Ribéry zurückkommt.

Boateng: Das ist doch gut für die Liga, dann können sich alle anderen Bundesligateams mit dem Besten messen und zeigen, dass sie sich in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. Und nebenbei: Bayern hat in der Hinrunde gegen uns auch mit Ribéry und Arjen Robben gespielt - aber gewonnen haben wir.

Abendblatt: Vorher steht die Partie in Dortmund auf dem Programm.

Boateng: Ein wichtiges Spiel im Kampf gegen eine starke, junge Mannschaft um die internationalen Plätze. Aber ziehen wir unser Spiel durch, packen wir es.