Aus Personalmangel muss Labbadia auf die zweite Garde setzen. Auch Rincon und Rozehnal wollen die Chance nutzen.

Hamburg. Als einer der ersten HSV-Profis fuhr gestern Mittag um kurz vor 13 Uhr Robert Tesche an der verschneiten Nordbank-Arena vor, um sich 90 Minuten vor dem Abschlusstraining von Physiotherapeut Uwe Eplinius noch einmal durchkneten zu lassen. Vor den viel wichtigeren 90 Minuten gegen den SC Freiburg an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker von abendblatt.de) will der 22-Jährige nichts dem Zufall überlassen. "In der Hinrunde habe ich nur wenig gespielt, das will ich in der Rückrunde ändern", sagt Tesche, der weiß, dass die Rückrunde so etwas wie eine zweite Chance für ihn ist.

"Der Junge ist hochtalentiert, kopfballstark und kann beidfüßig schießen", zählt Trainer Bruno Labbadia nicht etwa die Qualitäten von Real Madrids Cristiano Ronaldo auf, sondern beschreibt auf Nachfrage lediglich die Stärken Robert Tesches. Häufig spielen lassen wollte Labbadia den Tausendsassa in der Hinrunde trotzdem nicht. Gerade einmal in einer Partie über 90 Minuten durfte der Neuzugang aus Bielefeld sein Können zeigen. Er müsse "noch konkreter" werden, "mehr Präsenz auf dem Platz zeigen", fordert Labbadia, der Tesche im Spiel gegen Freiburg an der Seite von David Jarolim im defensiven Mittelfeld dazu die Gelegenheit geben möchte. "Ich bin richtig heiß auf die Partie", kündigt Tesche an, die Chance - seine Chance - wahrzunehmen.

Ähnlich wie der Ex-Armine, der gegen Freiburg von der Tribüne aus von seinen Eltern moralische und lautstarke Unterstützung bekommen soll, wollen auch Innenverteidiger David Rozehnal, Defensiv-Allrounder Tomas Rincon und Offensiv-Allrounder Tunay Torun nach wenigen Einsätzen in der Hinrunde pünktlich zum Rückrundenauftakt durchstarten. "Jeder von uns hat auf seine Chance gewartet", sagt Torun, "und jeder will die Chance nun nutzen." Der Youngster konnte sich während der Vorbereitung im internen Duell gegen Konkurrent Marcus Berg durchsetzen, muss aber trotz der gescheiterten Verpflichtung Vagner Loves (siehe unten) damit rechnen, bis zum Schluss der Transferfrist am 31. Januar weitere Konkurrenz im Angriff zu bekommen. "Natürlich verfolge ich die Bemühungen um einen neuen Stürmer genau. Aber im Endeffekt muss der Verein entscheiden, ob es noch Bedarf gibt", sagt Torun, der diesen Bedarf gegen Freiburg decken will.

Das Gleiche hat auch David Rozehnal auf der anderen Seite des Spielfelds vor. Der Abwehrmann will die Sperre von Jerome Boateng und die Afrika-Cup-Teilnahme von Guy Demel nutzen, um sich nach der wechselhaften Hinrunde einen Stammplatz für die Rückrunde zu erkämpfen. "Es gab schlechte und gute Momente", gibt der Tscheche zu - die besten sollen nun unabhängig von Boatengs und Demels Rückkehr in der zweiten Saisonhälfte folgen.

Am besten stehen die Prognosen allerdings für Tomas Rincon, der in den ersten elf Partien der Saison keine einzige Minute spielen durfte, in den vergangenen vier Spielen dafür immer auf dem Platz dabei war. Gegen Freiburg soll der Venezolaner einmalig auf der rechten Abwehrseite aushelfen, um in den folgenden Spielen wieder auf seinen angestammten Platz ins defensive Mittelfeld für den verletzten Zé Roberto zurückzukehren. "Ich war mir eigentlich immer sicher, dass ich früher oder später meine Chance beim HSV bekommen werde und diese Chance auch nutzen kann", sagt Rincon selbstbewusst.

Während sich also Tesche, Torun, Rozehnal und Rincon zumindest am heutigen Sonnabend als Bestandteile der ersten Reihe fühlen dürfen, ist gegen Freiburg ohnehin nicht mehr von einer echten zweiten Reihe zu sprechen. Mit Marcus Berg und Mickael Tavares gibt es noch zwei Profifeldspieler, die auf der mit U-23-Spielern aufgefüllten Bank Platz nehmen. Und während Berg seine zweite Chance bereits im Laufe des Spiels gegen Freiburg bekommen dürfte, hofft Tavares, der in dieser Saison nur 30 Minuten spielte, noch auf seine erste echte Chance. Die sollte er nutzen.