Hamburg. Wie wenig das Geschwätz von gestern heute noch interessiert, musste Horst Becker in den vergangenen zwei Tagen schmerzlich erfahren. Nachdem der Aufsichtsratschef noch am Mittwoch einen unmittelbaren Transfer Vagner Loves in Aussicht gestellt hatte, war einen Tag später der Deal auch schon wieder vom Tisch. Ähnlich und doch ganz anders könnte es sich mit der ordentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag im Saal 1 des CCH (Beginn elf Uhr) verhalten, die Becker noch vor wenigen Wochen als "wenig spektakulär" eingeschätzt hatte. "Wir dürfen uns auf eine ruhige Versammlung freuen", orakelte gestern auch Beckers Aufsichtsratkollege Ernst-Otto Rieckhoff - und dürfte damit genauso wenig richtig liegen wie sein Vorsitzender, der mittlerweile seine Meinung revidiert hat: "Ich erwarte nicht nur Harmonie. Es wird eine ganze Reihe von sehr kritischen Fragen zur Sportchefsuche geben." Ob diese Fragen tatsächlich zu einer "spektakulären" Versammlung führen, wird man wohl erst am Sonntag sehen.

Becker - mit Rieckhoff, Bernd Enge und Alexander Otto im Personalausschuss, der unmittelbar für die Suche nach einem Nachfolger Dietmar Beiersdorf verantwortlich ist - erwartet nach wachsender Kritik der vergangenen Wochen mittlerweile erheblichen Gegenwind der Mitglieder. "Darauf bin ich vorbereitet." An ein Scheitern seiner Wiederwahl als Vorsitzender auf der anschließenden konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrates, auf der auch seine beiden Stellvertreter gewählt werden, glaubt Becker aber nicht - genauso wenig wie an ein schnelles Ende der Managersuche: "Wir werden am Sonntag keinen neuen Sportchef präsentieren." Wie weit ist die Suche? Becker: "Kein Kommentar. Warten Sie meine Rede am Sonntag ab." In der dürfte Becker - mit Recht - darauf verweisen, dass nicht alles schlecht war im vergangenen Jahr. Der Gewinn im Geschäftsjahr 2008/09 stieg von 2,1 auf beachtliche 13,4 Millionen Euro und ist somit einsame Spitze in der Klubhistorie.