Der Held des Europapokaltriumphs von 1983 ist trotz der vielen Ausfälle überzeugt: “Da geht noch mehr.“

Hamburg. Er wurde 1980 mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister, holte als Kapitän des HSV 1983 den Europapokal der Landesmeister sowie dreimal die Meisterschaft nach Hamburg und gewann als Trainer der deutschen U-19- und U-21-Auswahl den Europameistertitel.

Wer, wenn nicht Horst Hrubesch, kann also erklären, wie man Titel gewinnt? Der 58-Jährige kam gestern Mittag nach Hamburg ins East-Hotel, um als einer von zwei Botschaftern (der andere ist Uwe Seeler) für das Endspiel der Europa League in Hamburg zu werben. Heute beginnt der Kartenverkauf für das Finale am 12. Mai. Event Design & Ticketing Launch hieß die Veranstaltung, passend dazu verkündete "Tagesschau"-Sprecher Marc Bator, man sei nun " on the road to the final ".

Hrubesch hat mit dem HSV den Weg bis ins Endspiel zweimal geschafft. 1983 und auch ein Jahr davor, als die Hamburger nach dem 0:1 im Hinspiel auch das zweite Uefa-Pokal-Finale im Volksparkstadion gegen IFK Göteborg 0:3 verloren.

"Nur" zehn Spiele waren 1982 bis zum Finaleinzug nötig. In dieser Saison müsste der HSV mit der Qualifikationsrunde (2), dem Play-off (2), der Gruppenphase (6) und den K.-o-Spielen (8) insgesamt 18 Partien überstehen. "Für solch ein Endspiel muss man zwei Jahre arbeiten mit der Qualifikation für den Wettbewerb, das ist das Nonplusultra", erinnert sich Hrubesch gern an alte Zeiten und traut fast im gleichen Atemzug auch dem HSV von heute einen Titelgewinn zu - trotz der langen Verletztenliste. "In solchen Zeiten ist die Mannschaft gefragt. Dann gilt es, körperbetont zu spielen, nicht körperlos. Es ist wichtig, hiermit zu spielen (er klopft auf sein Herz, d. Red. ) und mit der nötigen Leidenschaft. In diesem Wort steckt nicht umsonst der Begriff Leiden. Man muss bereit sein, für maximalen Erfolg über die Grenze zu gehen." Oder sich ständig hinterfragen, ob man dafür lebe, sich professionell vorbereite.

Hrubesch, noch immer mit Herz und Seele HSVer, ärgern die vielen Punktverluste in den vergangenen Spielen spürbar. "Da müssen sich auch die Spieler hinterfragen. Ich glaube: Da geht noch mehr, da muss mehr gehen." Schon zu seiner aktiven Zeit sei es so gewesen: "Meister wurdest du, wenn du Mannschaften wie Duisburg oder Bochum geschlagen hast, nicht mit einem Sieg über Bayern München. Und das ist heute noch so."

Hamburg 2010, the final challenge , heißt es auf den offiziellen Plakaten und den Tickets der Uefa. Am 13. April kommt es zum Cup handover , das heißt, der Pokal, den Schachtjor Donezk gegen Bremen gewonnen hatte, wird von Uefa-Präsident Michel Platini in der Fischauktionshalle an Bürgermeister Ole von Beust übergeben. Vom 14. April bis 11. Mai findet dann eine Trophy Tour statt: Der Pokal wandert durch Schulen und Museen, kann auch im Rathaus besichtigt werden. Im Februar startet ein Jugendfußballturnier, das Finale wird direkt vor dem Europa-League-Endspiel ausgetragen.

Sollte der HSV beim ersten Europa-League-Finale überhaupt dabei sein, würde sich seit 2002 wieder eine Heimmannschaft für ein "kleines" Europacup-Finale qualifizieren. Damals bezwang Feyenoord in Rotterdam Borussia Dortmund mit 3:2.

"Um das Spielfeld liegen zehn Bälle, der Torwart darf den Ball bei einem Rückpass nicht mehr mit der Hand aufnehmen, aber die Kugel ist immer noch rund", verweist Hrubesch darauf, dass trotz des vielen Beiwerks und der totalen Vermarktung immer noch die gleichen Tugenden wie früher zum Erfolg führen. Wenn die HSV-Profis am 12. Mai den größten Feiertag seit Jahrzehnten feiern wollen, müssten sie bereit sein, "Dreck zu fressen, aber dieser Ansporn muss von innen kommen", wie Hrubesch es in seiner erdigen Art formuliert. Rapid Wien soll es am Mittwoch (21.05 Uhr, Live-Ticker auf www.abendblatt.de ) zu spüren bekommen. Im vorletzten Gruppenspiel könnte der HSV mit einem Sieg den Einzug in die K.- o.-Spiele perfekt machen.