Der Brasilianer musste in Zürich operiert werden .Die konservative Behandlung brachte keine Stabilität - dafür soll Mladen Petric früher in den Kader zurück.

Hamburg. Hörbar genervt verbat sich Bruno Labbadia jede Nachfrage nach seinem persönlichen Befinden. Beim HSV-Trainer, der in dieser Saison schon so massiv von immer neuen Verletzungen seiner Stammspieler gebeutelt wurde, sitzt der Frust tief. Diesmal war es eine Nachricht aus München, die ihn schockierte: "Zé Roberto hat sich dort untersuchen lassen und es wurde entschieden, die bislang konservativ behandelte Bänderverletzung in Zürich operieren zu lassen", verlas HSV-Sprecher Jörn Wolf die Diagnose von Dr. Heinz-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Wie lange fällt der Leistungsträger nun aus? Wolf: "Mindestens vier Wochen."

Damit ist die Hinrunde für den Routinier gelaufen. Zé Roberto fehlt gegen Mainz, Hoffenheim, Nürnberg und Werder in der Bundesliga ebenso wie gegen Rapid Wien und Tel Aviv in der Europa League. Bereits gestern wurde der 35-jährige Brasilianer in der "Schulthess-Klinik" in Zürich bei Dr. Pascal Rippstein am Band am Knöchel operiert. Er wird erst am Montag nach Hamburg zurückkehren. Ob der HSV die beiden Wochen mit konservativer Behandlung verschenkt hat? "Hätten wir gleich einer OP zugestimmt, wäre er auch bis Hinrundenende ausgefallen", sagte Labbadia. "So hatten wir zumindest noch Hoffnung. Und es sah anfangs auch gut aus." Jetzt muss der HSV damit leben.

Robert Tesche wittert seine große Chance. "Es ist doch normal, dass ich häufiger spielen will", so der Rechtsfuß, "und ich wusste, dass meine Zeit kommen wird." Mit den Vorschusslorbeeren eines potenziellen Nationalmannschaftskandidaten aus Bielefeld nach Hamburg gewechselt, versauerte der defensive Mittelfeldspieler hinter den gesetzten David Jarolim und Zé Roberto bislang auf der Bank. Bis zum Ausfall des Brasilianers vor zwei Wochen brachte es der 22-Jährige auf gerade 35 Bundesligaminuten. Bis er 90 Minuten gegen Bochum mehr schlecht denn recht seine Premiere in der Startelf feierte. "Er hat seine Chance bekommen und es ganz ordentlich gelöst", resümiert Co-Trainer Eddy Sözer, "er zählt auch am Sonnabend gegen Mainz zu den Kandidaten für diese Position."

Neben Tesche seien, wie gestern im Training getestet, auch Tomas Rincon, Jerome Boateng, Guy Demel, Mickael Tavares oder Dennis Aogo als Zé-Ersatz denkbar. Dennoch hat Tesche wohl die besten Karten. Sözer vielsagend: "Manchmal ist es wichtig, den Spieler mit einer zweiten Chance zu stützen. Am Ende hilft es allen, wenn er den nächsten Schritt macht."

Schritt für Schritt - davon hatte Mladen Petric in der abgelaufenen Woche fast täglich einen gemacht. Gestern absolvierte der Kroate sogar das volle Mannschaftstraining, schonte sich trotz anderslautender Ansage auch in den Zweikämpfen nicht. Labbadia schöpft Hoffnung. "Wir hätten ihn gern drei, vier Wochen lang herangeführt. Aber die Zeit, ihn in Topform zu bekommen, die haben wir leider nicht", so der HSV-Trainer, der dennoch erwägt, seinen Angreifer mit dem Kader nach Mainz zu nehmen. "Wenn er sagt, dass es gut aussieht, werden wir uns darüber Gedanken machen, ob er schon eine Option sein könnte."

Worte, die Petric nur zu gern hört. "Bis jetzt läuft in meiner Reha alles gut. Ich kann es kaum erwarten, wieder auf dem Platz zu stehen. Ich werde mich mit dem Trainer austauschen und alles ganz genau besprechen", sagt der so sehr vermisste Stürmer weiter. Aber: "Ich weiß eben nicht, ob eine gute Einheit schon ausreicht, dass ich mich wieder auf die Bank setzen kann."

Zumindest dürfte die Personalie Petric für ein wenig Zuversicht sorgen. Petric stimmt zu: "Ich werde von einigen Kollegen jeden Tag gefragt, wie weit ich bin. Das tut mir natürlich gut." Genau wie dem Trainer die Aussicht auf seine baldige Rückkehr.