Ein Elfmeter kurz vor dem Spielende sorgt für Ärger. Der HSV schafft wieder nur ein Remis. Labbadia klagt den Schiedsrichter an.

Hannover. Als Jochen Dress die Partie zwischen Hannover und dem HSV abpfiff, dauerte es keine fünf Sekunden, bis der Schiedsrichter von wütenden Hamburgern umlagert wurde. David Jarolim hatte das Laufduell gegen seine ebenfalls aufgebrachten Mannschaftskollegen gewonnen und redete als Erster auf den Referee ein. Wenig später folgte Joris Mathijsen, der zunächst den Tschechen zur Seite räumte, dann aber seinerseits deutliche Worte verlor. Als Letzter komplettierte Dennis Aogo das Hamburger Rudel und ließ es sich nicht nehmen, Dress und seinen Assistenten Markus Wingenbach und Torsten Bauer mit wedelnden Armen seine Meinung mitzuteilen. "Die Entscheidungen konnte niemand im Stadion nachvollziehen. Ich weiß gar nicht, wie er überhaupt auf die Idee kommen konnte, Elfmeter zu pfeifen", schimpfte Aogo, den das 2:2 seiner Mannschaft in Hannover "maßlos enttäuschte".



Es war die 86. Minute, die fast alle Hamburger nach Spielschluss in Rage versetzte: Nachdem Hannovers Jiri Stajner am Arm des eingewechselten Tomas Rincon hängen geblieben war, hatte Schiedsrichter Dress auf Strafstoß entschieden. Stajner, der in seinem 13. Spiel gegen den HSV zum fünften Mal traf, vollstreckte aus elf Metern und sicherte Hannover einen "sehr glücklichen Punktgewinn" (96-Trainer Andreas Bergmann), mit dem zuvor wohl keiner der 49 000 Zuschauer mehr gerechnet hatte. "Für uns ist das ein ganz bitterer Tag. Ich habe mich sehr über den Schiedsrichter geärgert, der bei dem Strafstoß aus Angst gehandelt hatte. Der Spieler kann sich nicht in Luft auflösen", ließ Trainer Bruno Labbadia später verbal Luft ab, nachdem er in der hitzigen Schlussphase bereits vom Schiedsrichtergespann von der Trainerbank verbannt worden war. Nur Marcell Jansen vertrat nach dem Studium der TV-Bilder die Meinung, dass der Strafstoß berechtigt war (siehe Interview auf dieser Seite).

Dabei hatte für die Hamburger der Betriebsausflug nach Hannover zunächst optimal begonnen. Labbadias überraschende Personalrochade - statt Marcus Berg und Jonathan Pitroipa stürmten Eljero Elia und Youngster Tunay Torun von Anfang an, im Mittelfeld durften erstmals Marcell Jansen und Piotr Trochowski gemeinsam auflaufen - schien sofort aufzugehen. Die ersatzgeschwächten Hanseaten - Guy Demel musste mit Wadenproblemen kurzfristig passen - legten munter los und kamen nach 15 Minuten durch ein herrlich herausgespieltes Tor durch Marcell Jansen zur verdienten Führung (15.). Auch der zwischenzeitliche Ausgleich (26.) durch Didier Ya Konan - der achte Gegentreffer per Kopf in dieser Saison - brachte den HSV nicht aus dem Konzept. Noch vor der Pause traf der starke Elia (44.) zur erneuten Führung, die der HSV allerdings zum dritten Mal in Folge nicht über die Zeit bringen sollte. "Es ist schon frustrierend, wenn man immer kurz vor Schluss entscheidende Gegentore fängt", sagte Mathijsen, der seinen Ärger über den Strafstoß und den verpassten Sieg auch nach dem Duschen noch nicht heruntergeschluckt hatte.

Eine kalte Dusche hätte sicherlich auch Bruno Labbadia gerne in Anspruch genommen. Der 43-Jährige brachte auf der späteren Pressekonferenz gleich mehrfach seine aufgestaute Wut zum Ausdruck, kritisierte erneut das Schiedsrichtergespann für den Strafstoß und einen abgepfiffenen Vorteil, bei dem Zé Roberto alleine auf das Tor von Robert Enke zugelaufen wäre ("Bei derartigen Entscheidungen verstehe ich die Welt nicht mehr") und kanzelte die Frage eines Journalisten ab, der ihn auf seine überraschenden Personalwechsel ansprach. "Haben Sie das Spiel nicht gesehen?", fragte er unwirsch zurück. Am meisten aber ärgerte sich Labbadia, dass das gute Spiel seiner Mannschaft zum vierten Mal in Folge nicht belohnt wurde. Trotzdem will der Hamburger Coach gar nicht erst Krisengerede aufkommen lassen. "Man muss meiner Mannschaft trotz allem ein großes Kompliment machen", sagte Labbadia, der erstmals öffentlich an die Personalsorgen erinnerte ("Es ist doch kein Geheimnis, auf wen wir alles verzichten müssen"). Und sollte sein Ärger auch heute nicht verraucht sein, darf sich Labbadia beim Gedanken an die Münchner ein wenig trösten. Dort weiß man, wie echte Probleme aussehen ...

Nutzen Sie unseren HSV SMS Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.