Vor der Länderspielpause will Trainer Labbadia die “Kräfte bündeln“ - Demel fällt aus, Boateng und Rincon hoffen.

Hamburg. Etwas verblüfft war Tomas Rincon schon, als er nach dem gestrigen Training in der Buseinfahrt der Nordbank-Arena regelrecht umlagert wurde. Wie er geschlafen hat? Wo genau in Hamburg er wohnt? Welche Wörter auf deutsch er schon kann? Rincon - mit Schal, Mütze und extra dickem Pullover bestens für eine Alaska-Expedition ausgerüstet - wurde mit Fragen bombardiert. Dabei wurde der zurückhaltende Venezolaner bis zu seinem starken Auftritt am Donnerstag gegen Celtic Glasgow überwiegend in Frieden gelassen. Doch mit Rincons Ruhe ist es nun erst mal vorbei. "Gut" und "in Winterhude", ließ der 21-Jährige durch Übersetzer Dennis Pauschinger ausrichten, antwortete selbst auf deutsch "Opa" und blickte ungefragt auf den Vorabend zurück: "Ich bin stolz auf meine Leistung gegen Glasgow. Natürlich hoffe ich, auch gegen Hannover eine Chance zu bekommen." Ob Rincon tatsächlich am Sonntag (15.30 Uhr/live auf Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) sein Saisondebüt auch in der Bundesliga feiern darf, will Trainer Bruno Labbadia erst am heutigen Sonnabend entscheiden.

Viele Alternativen hat Hamburgs Coach nicht. Ähnlich wie auch Hannover 96 (fünf langzeitverletzte Stammspieler) gehen dem HSV nach und nach die Spieler aus. Nachdem seit Saisonbeginn immer wieder über die verletzten Stürmer diskutiert wird, droht nun auch in der Defensive ein Engpass. Während sich immerhin der zuletzt angeschlagene Jerome Boateng als potenzieller Innen- oder Rechtsverteidiger fit meldete, scheint ein Einsatz Guy Demels fast unmöglich. "Es sieht nicht gut aus, ich habe immer noch Schmerzen", sagte der Ivorer am Freitag. "Wir müssen vor der Länderspielpause ein letztes Mal alle Kräfte bündeln", forderte Labbadia, der es wie Kapitän David Jarolim ablehnte, über die angespannte Personallage zu sehr zu jammern: "Wir dürfen jetzt nicht rumheulen."

Nie gejammert hat in den vergangenen Monaten Tomas Rincon - obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Nach drei Bundesligaminuten in der vergangenen Saison durfte der Defensivallrounder auch in dieser Spielzeit nur dreimal in der Europa League ran. "Wenn ich mehr spiele, würde ich sofort für zehn Jahre verlängern", sagt Rincon, dessen Leihvertrag in Hamburg Ende des Jahres ausläuft. Stolze drei Millionen Euro Ablöse soll der Südamerikaner kosten - zu viel für die Verantwortlichen des HSV. Deswegen hat sich Rincons Berater Edmundo Kabchi in den kommenden Wochen zu Gesprächen angekündigt, über die sich sein Mandant aber keine Illusionen macht: "Ich spiele gerne in Hamburg. Aber ich glaube eher nicht, dass ich bleiben werde. "

Definitiv nicht in Hamburg bleiben wird Oswaldo Hernandez. Rincons Großvater, der seinen Enkel für einen Monat in der Hansestadt besucht hatte, fliegt bereits am Montag zurück in die Heimat. Bereits im Koffer eingepackt hat Opa Oswaldo das Trikot Rincons aus dem Spiel gegen Celtic. Und mit etwas Glück darf der rüstige Südamerikaner auch das Trikot seines Enkels aus der Partie gegen Hannover mitnehmen.

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