Die Nachwehen des Achterbahnspiels auf Schalke (3:3) waren noch länger spürbar. Und mit ihnen kehrten auch immer wieder Diskussionen um Jonathan Pitroipa zurück. Ist er nun ein zappeliges Nervenbündel oder eine unberechenbare Offensivkraft?

Die Geister scheiden sich, und die Wahrheit liegt (wie so oft) in der goldenen Mitte. Trainer Bruno Labbadia muss nach den Spielen fast schon gebetsmühlenartig die gleiche Bewertung bemühen: "Wenn er sich im Abschluss steigert, dann wird er noch wertvoller."

Zu Saisonbeginn ist es ein oft zitierter Trainerkommentar, um Euphorien zu bremsen: "Nach zehn Spieltagen können wir noch einmal über die Tabelle reden, dann ist sie aussagekräftiger." Gesagt, getan. Zehn Bundesligaspiele sind um, und der HSV rangiert auf Rang zwei. Harry Bähre, besser bekannt als Bundesligaprofi mit der Lizenznummer 001, zieht wie die HSV-Macher eine rundum positive Zwischenbilanz: "Das Team spielt gut organisierten Offensivfußball, ist auch gut mit den vielen namhaften Verletzungen klargekommen. Die Mannschaft wirkt in sich sehr gefestigt, auch menschlich, was zu einem großen Teil auch an Bruno Labbadia liegen dürfte." Bähre selbst zählt derzeit auch zu den Rekonvaleszenten. Ihm wurde in Neustadt an der Ostsee ein künstliches Kniegelenk im linken Bein eingesetzt. Und selbst mit seinem Operateur, Prof. Dr. Pavel Dufek, fachsimpelt Bähre täglich über Fußball. Kein Wunder, Dufek war früher Mannschaftsarzt bei Dukla Prag.

Wie macht sich der HSV-Nachwuchs? Besser als viele denken. HSV-II-Trainer Rodolfo Cardoso war gestern beim Training der Profis, wo wieder einmal vier seiner Schützlinge mitwirkten. Cardoso schwärmt von der Zusammenarbeit mit den Trainern Labbadia und Eddy Sözer: "Wir reden viel miteinander, tauschen uns aus. Bruno meldet sich immer, wenn er jemanden braucht. Eddy und er wollen immer wissen, was bei uns passiert." Dieses Interesse des Cheftrainers wirkt sich förderlich auf die gesamte Arbeit im Unterbau aus. Cardoso: "Die jungen Leute bekommen vermittelt, dass sich der Cheftrainer für sie interessiert und sie auch braucht!" Interessant: Stürmer Rafael Kazior (26) hinterließ bislang stets einen guten Eindruck. Es wäre nicht überraschend, wenn er demnächst sogar mal im Profikader auftauchen würde.