Der 23-jährige Profi aus Burkina Faso ist die neue Alternative im Angriff und soll den Schweden Marcus Berg “gefährlicher“ machen.

Hamburg. Die schottische Presse stürzte sich voller Hingabe auf den Matchwinner Marcus Berg. "Celten von coolem Eisberg versenkt", titelte die "Daily Mail", während die "Sun" den HSV-Schweden mit dessen Landsmann und Ex-Celtic-Idol Henrik Larsson verglich: "Der Geist von Henrik", prangte in großen Lettern über dem Jubelfoto Bergs. Superlative, die sich in anderen Tageszeitungen fortsetzten - die der zuletzt hart kritisierte HSV-Stürmer aber auch seinem neuen Nebenmann Jonathan Pitroipa zu verdanken hatte.

Dabei hatte dieser beim 1:0-Sieg gegen Celtic Glasgow 54 Minuten gebraucht, um richtig ins Spiel zu finden. Dann folgte seine persönlichen Schlüsselszene: Endlich setzte der pfeilschnelle Angreifer seine Geschwindigkeit zielgerichtet ein, umkurvte die schottischen Abwehrspieler und legte mustergültig für Eljero Elia auf. Dass der Niederländer nur die Latte traf, blieb das einzige Manko dieses herausragenden Angriffs, der die folgende Drangphase und somit auch das Siegtor des HSV von Berg einläutete.

Es war diese eine Aktion, die bei Pitroipa für Selbstvertrauen sorgte, nachdem er in den letzten Wochen fast durchgehend mit hängendem Kopf trainiert hatte. "Ich bin unglücklich, wenn ich auf der Bank sitze. Ich will eben spielen", so die Begründung Pitroipas, der HSV-Trainer Bruno Labbadia ob seines fehlenden Durchsetzungsvermögens gegen sich aufgebracht hatte. Nur bei vier von bislang 18 Pflichtspielen durfte Pitroipa von Beginn an ran. Und das zumeist gegen vermeintlich leichte Gegner. Zuletzt beim peinlichen Pokal-Aus in Osnabrück (5:7 n. E.). Pitroipa, der bislang erst einen Treffer erzielen konnte, umso glücklicher: "Glasgow war gut, das gibt mir Mut. Der Trainer schien zufrieden zu sein - und ich bin es eigentlich auch. Ich habe etwas gebraucht, um nach der langen Pause ins Spiel zu finden. Aber dann hat es mit Marcus gut gepasst. Ich hoffe, ich bekomme gegen Schalke wieder die Chance."

Vor allem die gleiche Position würde der nur 60 Kilo schwere 23-Jährige im Spitzenspiel am Sonntag bei Schalke 04 (17.30 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) nur zu gerne spielen. Als Mittelfeldspieler von der Reservebank in den Angriff beordert, fühlte sich der Burkinabe nach Startschwierigkeiten sichtlich wohl. "Ich liebe die Position als zweite, hängende Spitze", so Pitroipa in gutem Deutsch, "ich brauche einfach den Platz, um meine Geschwindigkeit nutzen zu können. Und den hatte ich."

In der abgelaufenen Woche legte Trainer Bruno Labbadia besonderen Wert auf das Einüben eines bestimmten Angriffsschemas: Aus dem Mittelfeld erhielt Berg den Ball, der Schwede ließ diesen zu einem aufgerückten Mittelfeldspieler prallen, der wiederum den Pass in den freien Raum suchte. "Und genau das kann ich", so der vielleicht schnellste Profi beim HSV, "ich brauche den Raum, um gefährlich zu werden. Deshalb habe ich mich auf der neuen Position auch so wohl gefühlt."

Die Beförderung nach vorne ist wiederum auch die Folge seiner Schwäche. "Jonathan ist absolut unberechenbar" lobte Trainer Bruno Labbadia zwar seinen gelernten Mittelfeldspieler, schränkte aber ein: "Manchmal auch für uns. Daran werden wir noch sehr intensiv arbeiten müssen. Aber deshalb ist er im Angriff, wo er kaum eine taktische Maßgabe hat, sicher besser aufgehoben als im Mittelfeld."

Zumal er dem zuletzt gescholtenen Neun-Millionen-Einkauf Marcus Berg endlich auf die Beine zu helfen scheint. Der Schwede lobend: "Jonathan ist viel unterwegs, er reißt Räume, die ich nutzen kann. Das hat gegen Celtic sehr gut funktioniert - und ich könnte mir vorstellen, dass das auch weiterhin gut funktioniert." Worte, die Pitroipa realistisch zu deuten versucht: "Bei aller Freude, gegen Schalke müssen wir beweisen, dass wir wirklich einen Schritt weiter sind. Auch ich."

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