Bis zum Spiel gegen Mönchengladbach soll ein “Spagat zwischen aktiver Erholung und gezielter Trainingsintensität“ geschaffen werden.

Hamburg. Dass Zeit vergänglich ist, merkte Bruno Labbadia nicht erst in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag, als in Deutschland die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurden. "Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft", betont Hamburgs Trainer immer wieder - und trat nur kurze Zeit nach dem berauschenden 3:3 auf Schalke fast demonstrativ den Beweis an. Während die begeisterten Zuschauer und vermeintliche Experten auf sämtlichen TV-Kanälen noch die zahlreichen Szenen des Spektakels diskutierten und analysierten, saß Labbadia längst mit seinem Assistenten Eddy Sözer zusammen, um den Blick nach vorne zu richten. Es galt die Woche bis zum hoffentlich nächsten Spektakel gegen Borussia Mönchengladbach am kommenden Sonnabend (15.30 Uhr/live auf Sky) zu planen. "Erstmals seit der Vorbereitung haben wir eine ganze Woche Zeit, um mit den Spielern gezielt zu trainieren", freut sich Sözer, der mit Labbadia in den kommenden Tagen einen "Spagat zwischen aktiver Erholung und gezielter Trainingsintensität" mit dem Team schaffen will.

Zeit ist bislang das Einzige, was Labbadia und Sözer seit ihrem Amtsantritt in Hamburg vermissen. Sieben englische und fünf Länderspiel-Wochen seit dem Saisonstart machten einen nachhaltigen Trainingsablauf unter der Woche fast unmöglich. Statt gezielt an Stärken, Schwächen und Automatismen zu arbeiten, musste Labbadia seit Saisonstart entweder mit einer Handvoll Profis arbeiten (während der Länderspiel-Wochen) oder den Schwerpunkt auf Pflege setzten (in den englischen Wochen). So konnte beispielsweise Marcus Berg, der erst nach dem Trainingslager in Österreich im Sommer verpflichtet wurde, noch nie intensiv Laufwege mit seinen Kollegen einstudieren. "Gerade für einen Stürmer sind Automatismen sehr wichtig", sagt Sözer. Taktisches Training, das Einüben von Standards oder individuelles Training, wie es während der Vorbereitung noch häufig praktiziert wurde, waren aus Termingründen (18 Pflichtspiele in knapp drei Monaten) unmöglich.

"Die vergangenen drei Monate waren für alle eine sehr intensive Zeit. Wir haben einiges aufzuarbeiten, das wird eine wichtige Woche für uns", kündigt Sözer deshalb für die Profis nachhaltige Trainingstage an. Am Wochenanfang sollen Offensive und Defensive getrennt voneinander trainiert und Laufwege eingeübt werden, am Ende der Woche steht dann Mannschaftstaktik für das ganze Team auf dem Programm. Witterungsbedingt sollen ab Mittwoch auch immer wieder Standardsituationen einstudiert werden. "Wenn es zu kalt ist, können wir das leider nur punktuell verfeinern", sagt Sözer. Kondition sollen sich die Profis über Spielformen aneignen. Nach den Einheiten können sich die Spieler individuell pflegen und massieren lassen.

Das Abschlusstraining findet am Freitag um 15 Uhr statt. Dabei lässt Labbadia meistens seine mögliche Startelf gegen die vermeintliche B-Elf antreten, übt ein letztes Mal Laufwege und Standards ein. Nach der Einheit und der anschließenden Pflege fährt das Team im Mannschaftsbus ins Elysée-Hotel, wo am Abend noch mal eine Besprechung mit technischen Hilfsmitteln (Powerpoint, DVDs) auf dem Programm steht. Hier werden die Hamburger auf die Stärken und Schwächen der Gladbacher eingeschworen. Gegen 23 Uhr ist Nachtruhe.

Am Sonnabend wird um 9.30 Uhr gemeinsam gefrühstückt, ehe Labbadia zu einer zweiten Besprechung bittet. Um 13.30 Uhr holt Busfahrer Miroslav Zadach die Profis aus dem Elysée ab, um zum Stadion zu fahren. Um 15.30 Uhr wird die Bundesligapartie gegen Borussia Mönchengladbach angepfiffen. "Auf dieses Spiel richtet sich natürlich unsere gesamte Wochenplanung aus", sagt Sözer, der aber nicht verhehlen will, dass auch nach dem Spiel noch ein wichtiger TV-Termin auf alle Hamburger wartet. Schließlich spielt um 18.30 Uhr Bayer Leverkusen gegen Schalke 04, der Noch-Tabellenführer gegen den aktuellen Tabellenvierten. "Natürlich müssen zunächst wir unsere eigenen Hausaufgaben machen. Aber danach darf man auch schon mal auf die anderen Plätze und Ergebnisse schauen", sagt Sözer.

Ob am Sonntag ein weiterer Tag trainiert wird, entscheiden Labbadia und "Partner" Sözer erst nach der Partie gegen Gladbach. Bei einem guten Ergebnis dürfen sich die Profis aller Voraussicht nach auf einen weiteren trainingsfreien Tag freuen, ehe am Montag die Vorbereitungen für das Europapokalspiel gegen Celtic Glasgow (Donnerstag, 19 Uhr) beginnen. So viel Zeit wie in dieser Woche, das wissen Labbadia und Sözer, werden sie dann so schnell nicht wieder haben.

Nutzen Sie unseren HSV SMS Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.