Als Jerome Boateng beim gestrigen Training frühzeitig mit dicker Eispackung ums linke Knie mit dem Golfwagen Richtung Kabine gefahren wurde, machte sich unter den rund 300 Besuchern auf der Trainingstribüne Galgenhumor breit.

Hamburg. "Das spart zumindest ein paar saftige Prämien, die für Neue benutzt werden können", so die ironische Anspielung eines älteren Herrn auf die zuvor bereits erlittenen schwerwiegenden Ausfälle von Mladen Petric, Paolo Guerrero und Romeo Castelen, der sich in den kommenden Tagen erneut einer Knie-OP unterziehen muss und monatelang ausfällt.

Glücklicherweise kam es anders. Der Neu-Nationalspieler unterzog sich einer Kernspintomografie, die eine leichte Bänderzerrung ergab - sein Einsatz gegen Celtic Glasgow morgen ist nicht gefährdet. "Wenn wir jede Woche eine neue Verletzung hätten, würde es für uns zu schwer", warnt Zé Roberto, der unlängst den HSV-Vorstand zum Handeln aufgefordert hatte - und diese Meinung weiter vertritt: "Der Klub weiß, wo es fehlt. Und meiner Meinung nach müssen wir unbedingt Spieler holen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen."

Allein die Umsetzung gestaltet sich schwer bis utopisch. Die Vereinskassen sind ob der Mehrausgaben von rund zwölf Millionen Euro im Sommer leer. Zudem konnte noch immer kein neuer Sportchef präsentiert werden. "Wir planen mit Neuzugängen eher konservativ", hatte Vorstandsboss Bernd Hoffmann verlauten lassen. "Wir haben mehr Geld als geplant ausgegeben", hatte Aufsichtsratsboss Horst Becker erklärt. Logische Konsequenz: Neuzugänge im Winter müssten kostengünstig sein. Und das ist schwierig - zumal ohne Sportchef. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Transfers, die im Sommer als "Zusatz" getätigt wurden, bislang vieles schuldig blieben: Marcus Berg (rund neun Millionen Euro) war mehr als 20-mal beobachtet und als "großes Talent, aber noch ungeeignet" bezeichnet worden. Ebenso hatte man zuvor bereits einmal Abstand von der Verpflichtung David Rozehnals (fünf Millionen Euro) genommen. Tragische Ironie: In diesen Spielern stecken die Zusatz-Ausgaben, die den HSV in diesem Winter nur bedingt handlungsfähig machen.