Sowohl der HSV als auch Leverkusen überzeugten beim 0:0 mit guter Defensiv-Arbeit. Trainer Bruno Labbadia war zufrieden.

Hamburg. Lange geschlafen hat Bruno Labbadia nicht. Der HSV-Trainer, der am Sonnabend nach dem torlosen Topspiel seines neuen Klubs gegen seinen alten Klub Bayer Leverkusen bis spätabends der gefragteste Ansprechpartner gewesen war, musste bereits am frühen Sonntag wieder Rede und Antwort stehen. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Oliver Scheel und Holger Criwitz, dem ersten Vorsitzenden des HSV-Ochsenzoll, weihte Labbadia um 10 Uhr morgens einen neuen Kunstrasenplatz auf dem HSV-Gelände in Ochsenzoll ein und musste bei bestem Oktoberwetter auch hier Stellung zur Partie des Vortags nehmen. "Ich hatte immer das Gefühl, dass wir dieses Spiel gewinnen wollten. Meine Mannschaft hat sehr viel investiert, deswegen kann ich mit dem Punkt nicht unzufrieden sein", bilanzierte der 43-Jährige.

Und tatsächlich gab das torlose Remis gegen Tabellenführer Leverkusen nur wenig Anlass zur Unzufriedenheit. Obwohl der HSV durch das Unentschieden die Rückkehr auf den ersten Tabellenplatz verpasst hatte, durften sich Labbadia und seine Spieler immerhin über den besten Saisonstart aller Zeiten (siehe Tabelle) freuen. "Wir können stolz auf den besten Start der Vereinsgeschichte sein. Es war kein einfaches Spiel gegen Leverkusen, aber wir können trotz aller Widrigkeiten optimistisch nach vorne blicken", sagte Zé Roberto, der als einer der letzten am späten Sonnabend die Katakomben der Nordbank-Arena verließ.

Ähnlich sahen es auch die zahlreichen Fans, die zu diesem Zeitpunkt noch immer im Stadion, vor der Arena und an der S-Bahnstation Stellingen lautstark den Punktgewinn gegen den Tabellenführer besangen und begossen. "Wer wird deutscher Meister? Ha-ha-ha-HSV" grölten die Anhänger, die bereits früh im Spiel gespürt hatten, dass ihr Team an diesem Nachmittag ganz besondere Unterstützung brauchte. Bruno Labbadia hatte vor dem Topspiel von den Zuschauern als Reaktion auf die langfristigen Ausfälle von Mladen Petric (Bänderriss) und Paolo Guerrero (Kreuzbandriss) "bedingungslosen Patriotismus" gefordert - und trotz der insgesamt eher langweiligen 90 Minuten leidenschaftliche Unterstützung bis zum Schlusspfiff erhalten.

Dabei honorierten die Stadionbesucher vor allem die tolle Defensivleistung der beiden bislang offensiv stärksten Teams der Liga. "Es war nicht das erwartete Topspiel, aber beide Mannschaften hatten enorm viel Respekt voreinander. Der HSV hat sehr druckvoll gespielt, war das bessere Team", lobte Gästetrainer Jupp Heynckes, der mit Labbadia einen einstündigen Interview-Marathon nach der Partie über sich ergehen lassen musste.

Wie die Zuschauer schien sich auch Klubboss Bernd Hoffmann damit abgefunden zu haben, in den restlichen Spielen der Hinrunde durch die angespannte Personallage in der Offensive den Schwerpunkt auf die Defensive zu legen. "Wir müssen zusehen, dass wir in den acht Spielen bis zur Winterpause unsere Ausgangsposition so gut wie möglich halten", sagte Hoffmann, "anderthalb Wochen ohne Petric und fünf Wochen ohne Guerrero ist uns das bislang doch ganz gut gelungen."

Ob aber die talentierten Offensivkräfte Marcus Berg (23), Tolgay Arslan (19, siehe Text unten) und Tunay Torun (19) tatsächlich langfristig die Lücke füllen können, bleibt nach dem Duell gegen Leverkusen fraglich. Besonders Berg, der gegen Bayer in 90 Minuten nur einen einzigen Zweikampf gewinnen konnte, blieb den Nachweis seiner Bundesligatauglichkeit weiterhin schuldig. "Leverkusen hat sich nur hinten reingestellt. Wenn der Gegner mit acht Spielern in der eigenen Hälfte steht, ist es für einen Stürmer natürlich nicht einfach", versuchte der Schwede, der mit seinem bärenstarken Bewacher Sami Hyypiä die Trikots getauscht hatte, seinen doch sehr bescheidenen Auftritt zu erklären.

Ob der HSV auch ohne seine erste Sturmreihe konkurrenzfähig bleibt, wird sich bereits am kommenden Spieltag zeigen: Nach dem Topspiel ist vor dem Topspiel. Am Sonntag treffen die Hamburger als Immer-noch-Zweiter auf den Immer-noch-Dritten Schalke 04. Eine Partie, auf die sich besonders Labbadia freut. Schließlich dürfte beim Nord-West-Derby statt seiner Person besonders der Ex-Hamburger Felix Magath im Fokus stehen. Auf viel mehr Zeit zum Schlafen sollte sich Labbadia aber trotzdem nicht einrichten.

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