Kapitän David Jarolim fordert nach den Verletzungen Verstärkung für den Hamburger SV - und spricht über Tschechiens WM-Aus.

Abendblatt: Herr Jarolim, das letzte WM-Qualifikationsspiel steht an. Ein trauriges?

David Jarolim: Mit Sicherheit. Wenn du dich als tschechische Nationalmannschaft nicht mehr für die WM qualifizieren kannst, ist das bitter. Und wir sind raus, sofern Slowenien nicht gegen San Marino verliert - was fast ausgeschlossen ist.

Abendblatt: Also haben Sie jetzt schon Zeit, sich auf den HSV und das wichtige Spitzenspiel gegen Leverkusen vorzubereiten?

Jarolim: Nein. Zeit habe ich hier eh nicht zu viel. Wir trainieren immer spät, hatten bisher ziemlich anstrengende Tage. Wir haben keinen Tag frei. Aber das ist okay, denn die Nationalmannschaft sollte - egal ob Testspiel oder WM-Finale - immer höchste Priorität haben.

Abendblatt: Zuletzt, beim 2:0 gegen Polen am Sonnabend wurden Sie nur eingewechselt ...

Jarolim (unterbricht): ... weil wir ein neues System gespielt haben, das war abgesprochen und okay so. Aber im letzten Spiel bin ich wieder von Beginn an dabei.

Abendblatt: Brauchen Sie keine Pause?

Jarolim: Nein. Manchmal fragt man sich schon, warum es so unendlich viele Spiele gibt, aber erstens sind wir es ja seit Jahren gewohnt. Und zweitens sehe ich auch die fortgeschrittene medizinische Versorgung und weiß, dass ich es leisten kann.

Abendblatt: Ihre HSV-Kollegen Eljero Elia und Joris Mathijsen hatten mit den Niederlanden ein Testspiel in Australien ...

Jarolim: Das ist natürlich Schwachsinn. So eine Mammut-Tour für einen Testkick - total irre! Ich weiß, dass wir mit Tschechien irgendwann gegen Argentinien testen müssen. Die Frage der Sinnhaftigkeit ist dabei durchaus erlaubt. Ist nur die Frage, wer eingreifen sollte - die nationalen Fußballverbände oder die Fifa und die Uefa.

Abendblatt: Schwierig wird es aber, wenn der Kader im Verein immer dünner wird und die Belastung der gesunden Spieler stetig ansteigt. Wie jetzt beim HSV.

Jarolim: Klar, das verstehe ich auch. Unser Kader ist durch die vielen Ausfälle sehr dünn, es darf sich keiner mehr verletzen. Da birgt jedes zusätzliche Spiel unerwünschtes Risiko.

Abendblatt: Was würden Sie der Vereinsführung empfehlen? Ihr HSV-Kollege Zé Roberto sprach von drei Neuen im Winter ...

Jarolim: Und vor zwei Monaten haben wir uns noch über unseren "riesigen" Kader unterhalten. Jetzt sieht man die Kehrseite. Aber egal wie, jetzt müssen wir erst mal da durch. Wir müssen irgendwie bis in den Winter kommen und dann hat der Verein andere Möglichkeiten, sich umzusehen und den Kader zu planen.

Abendblatt: Vorstandsboss und Sportchef Bernd Hoffmann sprach davon, im Winter zurückhaltend bleiben zu wollen.

Jarolim: Es ist wohl kein Geheimnis, dass im Winter was gemacht wird. Bis dahin sind es auch noch zwei Monate, die der Verein nutzen kann. Ich vertraue da weiter auf den Verein. Genau wie jetzt auf die Mannschaft, die stark genug ist, die Ausfälle bis zum Winter zu kompensieren. Wir brauchen kein Alibi. Dafür haben wir genug Qualität.

Abendblatt: Auch für ein Spitzenteam wie Bayer Leverkusen?

Jarolim: Ja. Ich kann zwar nur versprechen, dass wir alles geben werden. Aber wir sind stärker und erfahrener, dazu haben wir ein Heimspiel. Alle Pluspunkte liegen also bei uns.