Der Stürmer Tunay Torun gilt trotz junger 19 Jahre als einer der Hoffnungsträger in der personell zuletzt gebeutelten Offensive des HSV.

Hamburg. Abdul muss bis 14 Uhr arbeiten. Der 19-Jährige macht eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann beim Sporthaus Landwehr. "Er hat eigentlich immer mit Fußball zu tun", schwärmt Tunay Torun, der zwei Stunden auf seinen besten Freund warten muss. Als HSV-Profi hat er schon um zwölf Uhr mittags Feierabend. "Abdul ist mein härtester Kritiker. Wenn ich Mist baue, ist er der Einzige, der mir das schonungslos sagt. Er ist mein Gradmesser. An ihm ziehe ich mich hoch."

Tunay Torun gilt mit seinen gerade 19 Jahren als neuer Hoffnungsträger. Das war er zwar auch vorige Saison, doch da galt er nur als Talent. Inzwischen ist der in Hamburg aufgewachsene Deutsch-Türke einer von nur noch zwei gesunden Angreifern. "Tunay braucht Zeit", relativiert Trainer Bruno Labbadia, "und die werden wir ihm geben."

Ein Umstand, den Torun selbst nach einer sehr schwierigen Saison nur zu gern hört. "Ich war letzte Serie fast nur bei den Amateuren - jetzt kriege ich das volle Vertrauen. Das lässt mich hoffen, dieses Jahr einen weiteren großen Schritt Richtung vollwertigen Fußballprofi zu machen."

In der Europa League gegen Tel Aviv durfte der dribbelstarke Rechtsfuß von Beginn an ran und bereitete zwei der vier Tore vor. Anschließend, auch begünstigt durch die Erkältung von Stammspieler Piotr Trochowski, spielte der gelernte Angreifer auch beim 3:1-Erfolg bei Hertha BSC von Beginn an. "Das sind Erfahrungen", schwärmt Torun, "wenn ich bedenke, dass ich vorher in einer ganzen Saison gerade 15 Minuten gespielt habe - Wahnsinn." Zwei freie Tage hat Torun noch Zeit, von dem großen Sprung zu träumen - dann ruft die Realität, im Akkord. 13 Spiele absolviert der HSV noch bis zur Winterpause, "deshalb habe ich auf das Länderspiel mit der U 21 der Türkei verzichtet", sagt Torun, "ich wollte mich hier optimal vorbereiten. Ich habe große Ziele - und einen weiten Weg vor mir."

Aber auch prominente Hilfe. Die Liste seiner Ratgeber ist lang. "Mladen Petric gibt mir tolle Tipps, Zé Roberto macht mir immer wieder Mut, David Jarolim lobt mich immer mal. Und wenn ich auf dem Platz stehe, dirigiert mich Guy Demel - die Mannschaft hilft mir, wo sie nur kann", freut sich Torun, der sich über den stetig wachsenden Druck auf seiner Person im Klaren ist: "Mladen und Paolo Guerrero zu ersetzen wird hart - nein unmöglich. Aber letztes Jahr hatte ich die beiden plus Ivica Olic vor mir, das war schwieriger zu verkraften, weil ich so keine Chance hatte."

Jetzt hat er sie. Neben Marcus Berg, an dessen Qualität derzeit gezweifelt wird, lastet ein Großteil der Sturmhoffnungen auf ihm. "Jeder Fußballer muss schwere Zeiten meistern, um oben anzukommen - auch ich", philosophiert Torun, der sich einer Hilfe sicher sein kann: "Abdul hilft mir. Er ist meine geistige Stütze." Selbst wenn er mal arbeitsbedingt nicht da sein kann.

Nutzen Sie unseren HSV SMS Dienst und seien Sie immer auf dem Laufenden bei News und Ergebnissen rund um die Rothosen.