Die Sorgen und Nöte ambitionierter Amateurfußballvereine sind bekannt: keine TV-Präsenz, schwierige Vermarktungssituation, geringe Aufstiegschancen, finanzielle Probleme.

Hamburg. Auf dem 28. Sportforum von Abendblatt und NDR 90,3 diskutierten die Moderatoren Lars Pegelow (NDR) und Abendblatt-Sportchef Peter Wenig mit Hamburger Amateur-, Profi- und Verbandsvertretern. Die Kernfragen: Wie kann man die Situation verändern, und was können im Speziellen Bundesligaklubs wie der HSV dafür leisten?

"Die Lage ist katastrophal", erklärte Torsten Henke, Trainer von Oberligaklub SV Curslack-Neuengamme. Der 43-Jährige klagte über Zuschauerschwund aufgrund der ausgedehnten Anstoßzeiten im Profibereich und kritisierte den DFB: "Aufgrund der umfangreichen Verbandsregularien ist es für uns nicht möglich, in die Regionalliga aufzusteigen." Ein Problem, das auch Ronald Lotz, Manager des Hamburger Serienmeisters SC Victoria sowie Berater bei Konkurrent Altona 93, kennt: "Es ist nicht schön, wenn man nach oben gedeckelt wird. Wir würden uns gerne höherklassig präsentieren, doch uns sind die Hände gebunden." Um die Attraktivität zu erhöhen, forderte er die Abschaffung der Regionalliga und die Ausgliederung der zweiten Mannschaften von Profiklubs.

Ein Punkt, in dem HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann Gesprächsbereitschaft signalisierte. Überhaupt spielten Lotz und Hoffmann den verbalen Doppelpass. Der Frage nach Solidaritätsabgaben der Profivereine wich Hoffmann noch humorvoll mit dem Verweis auf das Vertragspoker mit Stürmer Mladen Petric aus ("Unterhalten Sie sich doch mal mit ihm, ob der das für eine gute Idee hält"), griff eine Idee Lotz' aber auf. Der Manager hatte ein jährliches Spiel zwischen HSV und St. Pauli angeregt, um mit den Einnahmen karitative Projekte wie Viva con Agua und den Hamburger Weg, aber auch den Amateurfußball finanziell zu unterstützen. Hoffmann erteilte dem Derby eine Absage, versprach aber, im Sommer ohne Gage zu einem Spiel gegen den Oberligameister anzutreten.

Dass Hamburgs höchste Spielklasse an Attraktivität gewonnen habe, unterstrich HFV-Präsident Dirk Fischer, appellierte aber: "Wer bereit ist, für ein Logo auf dem Arm aller Oberligaklubs einen sechsstelligen Betrag zu bezahlen, wird von mir mit offenen Armen empfangen." Der CDU-Politiker, direkt von den Berliner Koalitionsverhandlungen ins Restaurant "Antikes" nach Lokstedt geeilt, zog für Hamburgs Fußball eine positive Bilanz.

Ein Fazit, das nicht alle teilten. "Der Amateurfußball ist nicht mehr zu retten", setzte Eintracht Norderstedts Vizepräsident Eddy Münch unter dem Applaus der 40 Zuhörer im Plenum einen Hilferuf ab.