Trainingskiebitze sind unter der Regie von Bruno Labbadia nun gefordert. Nichts ist mehr so, wie es war. Früher war im Volkspark nach 90 Minuten das Training beendet. Vergangenheit. Nach eineinhalb Stunden beginnt nun die etwas andere Übungseinheit: Straßenfußball.

Es gehen zwar immer einige Spieler auch in die Kabine, aber Labbadia bittet immer eine Gruppe zu einem mehr als halbstündigen Nachschlag. Zum Beispiel die Stürmer. Denen spielt der Coach höchstpersönlich die Bälle in die Mitte - aber Bälle zum Abgewöhnen. Ich nenne sie "Problembälle". Sie kommen mal flach, mal als Aufsetzer, mal in den Rücken gespielt. So wie im richtigen Leben. Und nun mach mal, Stürmer ... Eine großartige Idee, denn im Spiel kommen die Flanken ja auch nicht immer wie geleckt.

Ja, und dann gibt es noch jene Spieler, die sich den Ball schnappen, um sich ihn zuzuspielen. Oder um zu jonglieren. Oder um Standards zu üben (!), wie Zé Roberto, Mladen Petric oder Piotr Trochowski. Mir imponieren aber besonders die, die nur aus Spaß an der Freud auf dem Platz bleiben um zu "zaubern". Wie am Mittwoch zum Beispiel David Rozehnal, Tunay Torun, Robert Tesche, Tolgay Arslan, Tomás Rincón und Mickael Tavares.

Interessant dabei: Wem der Ball zu Boden fällt, der wird bestraft. Erst erhielt er von jedem einen "Ohrenschnipser" (mit Daumen und Mittelfinger), später gab es die Höchststrafe. Torun und danach Rozehnal mussten sich auf den Rasen legen, mit dem Rücken zu den Schützen - und dann "volles Rohr". Da kam Freude auf - und es gab Schmerzen! Motto: "Trainer, ich habe Rücken."

Übrigens: Die letzten "Straßenfußballer" beim HSV, die lange nach dem offiziellen Training nach Fußball spielten, waren Milan Fukal und Marek Heinz (wer erinnert sich noch?) sowie davor Armin Eck und der spätere Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer.

Heute wird ein weiteres HSV-Denkmal 70 Jahre alt: Arkoc Özcan. Der ehemalige türkische Nationaltorwart (neun Länderspiele) kam 1967 zum HSV, brachte es bis 1975 auf 159 Bundesliga-Einsätze und wurde von Rudi Kargus im Tor abgelöst. Özcan blieb als Co-Trainer beim HSV und löste am 28. Oktober 1977 Rudi Gutendorf als Chef-Coach ab. Aber nur bis zum Saisonende. Später trainierte "Ötschi" auch noch die Zweitliga-Klubs Wormatia Worms und Holstein Kiel.

Ihm zu Ehren gibt HSV-Freund und -Gönner Heinrich Höper am Sonntag in seinem Restaurant "Delta-Bistro" im Schlachthof einen Empfang, geladen sind 70 Gäste - es können aber auch 100 werden. Super Idee, Herr Höper! Und auch Harry Bähre mischt tüchtig mit. Das HSV-Urgestein lobt den Vorstand: " Katja Kraus, Bernd Hoffmann und Oliver Scheel bringen frischen Schwung in Sachen Tradition, da hatte der HSV enormen Nachholbedarf, aber er kommt allmählich dahinter und ist auf einem guten Weg."

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