Exklusiv für das Abendblatt analysiert der ehemalige Nationalspieler Thomas Helmer den Fußball-Gipfel.

Hamburg. Tor: Für den HSV ist Rost als Führungsspieler eminent wichtig, daran kann auch ein schwächeres Spiel nichts ändern. Butt hat sich zum zweiten Mal gegen Rensing durchgesetzt; zur Zeit ist er in guter Form. Ich sehe beide Torleute in etwa gleich stark.

Abwehr: Beim HSV spielt Mathijsen sehr konstant, Boateng hat enormes Potenzial. Aogo steckt in einem Formtief, das kann bei einem jüngeren Spieler passieren. Demel ist solide, auf ihn ist Verlass. Bei den Bayern hat sich die Abwehr inzwischen stabilisiert. Badstuber ist zwar noch sehr unerfahren, Van Buyten macht dies aber wett. Von Pranjic muss noch mehr kommen. Den Unterschied aber macht Lahm, einer der besten Außenverteidiger der Welt. Daher sehe ich in der Deckung die Bayern etwas stärker.

Mittelfeld: Zé Roberto ist für den HSV ein absoluter Glücksgriff. Mit ihm hat sich der Klub enorm verbessert. Elia hat mir in den ersten Spielen auch sehr gefallen. Schnell, torgefährlich, technisch brillant. Trochowski zählt für mich zu den besten deutschen Mittelfeldspielern, auch wenn er etwas torgefährlicher sein könnte. Bei drei so offensiv eingestellten Spielern ist David Jarolim in der Defensive unverzichtbar.

Bei den Bayern bin ich gespannt, ob Robben die Super-Form der ersten Auftritte konservieren kann. Über Ribérys Klasse muss man nicht diskutieren. Von Tymoschuk bin ich bislang enttäuscht. Er ist noch nicht die versprochene Verstärkung. Ich sehe beide Reihen ungefähr gleich auf.

Angriff: Für den HSV ist der langfristige Ausfall von Guerrero tragisch. Mit Petric hat Labbadia jetzt nur noch einen echten Klasse-Stürmer. Bergs Auftritte zuletzt waren bitter, mitunter verstolpert er die Großchancen einfach. Er bräuchte dringend ein Erfolgserlebnis, was er natürlich nicht feiern kann, wenn Pitroipa spielen darf. Beim FC Bayern habe ich immer an Olic geglaubt. Ein Typ, der extrem viel arbeitet. Seinen neuen Partner Thomas Müller kannte ich vor der Saison auch nicht. Aber er ist einfach sensationell drauf. Daher leichter Vorteil im Angriff für die Bayern.

Fazit: Die Bayern sind etwas stärker besetzt, der HSV hat den Heimvorteil. Aber bei den Bayern zeigt die Leistungskurve nach oben. Daher sind sie favorisiert.

Thomas Helmer (44), aktiv unter anderem bei Bielefeld, Dortmund und Bayern. Jetzt Moderator beim DSF.