Das enttäuschende 0:3 bei Rapid Wien zeigt: Noch kann Berg den Peruaner nicht ersetzen - Smolarek bleibt eine Option.

Hamburg. Die Lust am Reden war Marcus Berg am Freitagmittag noch gründlich vergangen. Nichts sehen, nichts sagen, nichts hören. Statt mit den am Stadion wartenden Medienvertretern noch mal das Debakel vom Vorabend in Wien zu besprechen, eilte der Schwede nach der Ankunft vom Flughafen per Taxi lieber schnellen Schrittes in die Kabine. Frustbewältigung nach der ersten "echten" Saisonniederlage stand dort ganz oben auf der Agenda. Ganz ohne Reden geht es dann aber doch nicht. Am heutigen Sonnabend möchte Trainer Bruno Labbadia mit seiner Mannschaft noch mal die 0:3-Niederlage gegen Rapid aufarbeiten, bevor er den Blick nach vorne zum Bundesligaduell bei Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr/live auf Sky) lenken will. Und besonders der in Wien so glücklose Berg dürfte bei Labbadias Ausführungen zumindest ganz genau hinhören, wenn er schon nicht sprechen will.

"Wir wussten von Anfang an, dass Marcus Aufholbedarf hat. Körperlich hat er bereits zugelegt, jetzt fehlen ihm noch die Automatismen", sagt Labbadia, der seinem Torjäger demonstrativ den Rücken stärkt: "Ihm fehlt noch ein Stück, aber Marcus wird da hinkommen." Und tatsächlich wäre es unangebracht und auch ungeschickt, den 23-Jährigen nach seinem kläglichen Auftritt in Wien bereits zu verdammen. Unangebracht, weil der Angreifer gerade erst für 8,5 Millionen Euro mit großen Hoffnungen verpflichtet wurde. Und ungeschickt, weil Labbadia nach der schweren Knieverletzung Paolo Guerreros nun auf Berg - einziger etablierter Stürmer neben Mladen Petric - alternativlos angewiesen ist.

Unangebracht und ungeschickt wäre es nach Meinung Petrics allerdings auch, wenn die Vereinsverantwortlichen es verpassen, nach möglichen Alternativen für Guerrero zu fahnden. "Ich habe schon früh gewarnt, dass es für uns im Sturm sehr eng werden kann", sagt Petric, der sich für eine Verpflichtung des vereinslosen Ebi Smolareks aussprach: "Er weiß, wo das Tor steht, ist auch sonst ein ganz normaler Typ", lobt der Kroate den 28-jährigen Polen, mit dem er im Sommer 2007 wenige Wochen gemeinsam in Dortmund gespielt hatte. Und auch David Jarolim sieht in der dezimierten Offensive Handlungsbedarf: "Unser Sturm ist schon dünn besetzt. Das ist Fakt." Smolarek selbst, der sich weiter bei seinem früheren Verein Feyenoord in Rotterdam fit hält, hat sein Interesse im Abendblatt ohnehin längst erklärt. Und obwohl Petric gehört haben will, dass "die Verantwortlichen bereits das eine oder andere Video von Sturmkandidaten gesichtet haben", wollte sich Labbadia zu einer möglichen Verpflichtung Smolareks nicht äußern: "Wir beobachten das Thema, haben aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen." So überlegen Hamburgs Verantwortliche derzeit, ob es besser wäre, erst im Winter auf dem dann wieder eröffneten Transfermarkt zuzuschlagen.

Bereits entschieden hat sich dagegen Pechvogel Guerrero. Der Peruaner, der in dieser Woche von Bayern-Arzt Dr. Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München untersucht und beraten wurde, will sein schwer lädiertes Knie (hinteres Kreuzband gerissen, vorderes Kreuzband beschädigt) in der kommenden Woche von Prof. Richard Steadman in Colorado/USA operieren lassen. Der 68-jährige Kniespezialist gilt weltweit als anerkannter Kreuzband-Experte, wurde bereits von Lothar Matthäus, Giovane Elber und Hasan Salihamidzic aufgesucht. Wie lange Guerrero genau ausfällt, kann aber auch Steadman zuverlässig erst nach der Operation einschätzen.

Ein Comeback Guerreros vor der kommenden Saison gilt allerdings als unwahrscheinlich, weswegen Labbadia neben Petric und Berg vorerst auf die Nachwuchsstürmer Tunay Torun und Tolgay Arslan setzen muss. "Beide Spieler haben Potenzial - die Frage ist nur, wie sie sich weiterentwickeln und in den nächsten Wochen präsentieren", sagt der Coach, der anmahnt, seinen Talenten - inklusive Berg - Zeit zu geben. Von einer Sturmwarnung will Labbadia jedenfalls nichts wissen - höchstens von einem erneuten Sturm an die Tabellenspitze. Zur Erinnerung: Der HSV ist noch immer auf Platz eins, hat die meisten Treffer in der Bundesliga erzielt. Darüber würde wohl auch Berg gerne reden - am besten aber erst nach einem Tor gegen Frankfurt am Sonntag.

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