Der Peruaner erzielt zwei Tore, dazu verwandelt Trochowski einen Strafstoß. Der HSV ist ungeschlagen und grüßt jetzt von der Tabellenspitze.

Hamburg. Paolo Guerrero hatte es nach dem 3:1-Sieg gegen den 1. FC Köln gestern Abend eilig. Hier noch kurz ein Plausch, da noch schnell ein Interview, dann wollte der 25-Jährige aber auch los. Obwohl es doch mehr als genug Gesprächsbedarf gab, musste Hamburgs Doppeltorschütze die wartenden Medienvertreter um Entschuldigung bitten, schließlich müsse er nach Hause, um seine Koffer zu packen. Wie die meisten Hamburger will auch der peruanische Nationalspieler heute in die Heimat fliegen, wo er erstmals nach seinem Nationalelfstreik am Sonnabend in der WM-Qualifikation mit seinen Kollegen auf Uruguay trifft. Im Gepäck nach Südamerika mit dabei: jede Menge Selbstvertrauen nach seinen beiden Toren, dem dritten Bundesligasieg in Folge und der ersten Tabellenführung seit einem halben Jahr. "Natürlich ist es ein schönes Gefühl, wenn man zwei Tore geschossen hat. Es bringt einfach Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen", sagte Guerrero, um sich vor seinem heutigen Abflug doch noch Zeit für einen entscheidenden Satz zu nehmen: "Ich würde gerne langfristig beim HSV bleiben."

Im Spiel gegen die insgesamt harmlosen und biederen Kölner war der Stürmer von Anfang an fest mit beiden Beinen auf Hamburger Boden. Der Torjäger, der sich in einer beeindruckenden Frühform befindet, war erneut Dreh- und Angelpunkt im Angriffsspiel seiner Mannschaft. Guerrero köpfte, Guerrero schoss, Guerrero passte. So war es auch keine Überraschung, dass Hamburgs "kleiner Krieger" den Kölner Abwehrriegel als Erster nach 19 Minuten durchbrach, später auch noch Saisontreffer vier nachlegte.

"Paolo hat Qualität. Seine Entwicklung ist aber noch nicht am Ende, er muss jetzt nachlegen", lobte Trainer Bruno Labbadia, der in der anschließenden Pressekonferenz erzählte, wie er nach seinem Start in Hamburg Guerrero als erste Amtshandlung anrief. Labbadia hatte seinem sensiblen Stürmer von Anfang an klarmachen wollen, wie sehr er ihn wertschätzt. "Wir wollen ihn hier unbedingt halten", sagte Labbadia, der möglichst noch in der Hinrunde den im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag seines Topangreifers verlängern möchte. Zumindest der lange Zeit angedachte Wechsel Guerreros noch in diesem Sommer dürfte spätestens mit Ende der Transferperiode heute Abend erledigt sein.


Neben Guerrero überzeugte die 54 112 Zuschauer einmal mehr das von Spiel zu Spiel besser funktionierende Mannschaftsgefüge der Hamburger, die durch den späten Elfmetertreffer von Piotr Trochowski (86.) erstmals in dieser Saison mit der Tabellenführung belohnt wurden. "Das ist natürlich ein gutes Gefühl", sagte Guerreros Sturmpartner Mladen Petric, der die Leistung seines Kollegen passend mit einem Wort beschrieb: "Geil". Ein paar mehr Worte fand Linksverteidiger Dennis Aogo, um das aktuelle Fußballhoch in Hamburg zu beschreiben: "Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen, um mit Selbstbewusstsein in die Länderspielpause zu gehen. Das erste Etappenziel ist uns mit der Tabellenführung schon ganz gut gelungen."

Störend in der allgemeinen Hochstimmung sind eigentlich nur die Diskussionen um die Sportchef-Suche. Vor dem Spiel traf sich der Aufsichtsrat zu einer internen Sitzung, räumte die Differenzen der letzten Tage aus. Man entschied, nicht nur Roman Grill, sondern auch Oliver Kreuzer am Dienstag präsentieren zu lassen, um eine Wahlmöglichkeit zu haben. "Klar wird auch im Team viel darüber geredet", sagte Mathijsen, "aber es beeinflusst uns nicht. Auch wenn es besser wäre, wenn Ruhe einkehrt."