Am späten Mittwochabend reduzierte sich der Kreis der möglichen künftigen Sportchefs beim HSV um einen prominenten Namen: In einem Telefonat teilte Bernd Wehmeyer dem Aufsichtsratsvorsitzenden Horst Becker mit, dass er nicht mehr zur Verfügung stehe.

Hamburg. "Nachdem ich vom Personalausschuss des Aufsichtsrats signalisiert bekommen habe, dass ich nicht der Wunschkandidat bin, habe ich keinen Sinn mehr darin gesehen, meine Kandidatur weiter zu verfolgen", sagte der 57-Jährige. In einem Gespräch mit Hoffmann (Wehmeyer: "In sehr guter Atmosphäre") hatte der Klubmanager offenbar erfahren, dass dieser und auch Katja Kraus auf eine andere Lösung setzen.

Wie das Abendblatt berichtete, favorisieren der Personalausschuss und der Vorstand Spielerberater Roman Grill. Dieser weilt seit Dienstag in Hamburg, verzichtete aber entgegen ersten Planungen auf den Besuch des Europacupspiels, um zusätzliche Unruhe zu vermeiden und seine Wahl nicht zu gefährden.

Am Sonntag vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln hat der Aufsichtsrat Grill zur Präsentation eingeladen, spätestens am Dienstag soll die Wahl erfolgen. Doch der Rückzug Wehmeyers sorgt im Aufsichtsrat für helle Aufregung. Einige Kontrolleure fühlen sich vom Personalausschuss übergangen, weil dieser gar nicht wissen könne, wie die Mehrheitsverhältnisse im gesamten Aufsichtsrat aussehen. Becker hält dagegen, dass das Prozedere der Kandidatensuche einvernehmlich mit dem Einrichten eines Personalausschusses beschlossen worden sei: "Am 4. August wurde zudem beschlossen, dass sich bis zu zwei Kandidaten präsentieren werden."

Für Sprengstoff sorgt zudem die Zusammenarbeit des Personalausschusses mit dem Vorstand bei der Suche, nach dem Motto: HSV-Chef Bernd Hoffmann sucht sich seinen eigenen Vorstandskollegen aus. Schon in der Vergangenheit wurde die enge Zusammenarbeit Hoffmanns mit Becker kritisch beäugt, da der Aufsichtsrat schließlich die Vorstandsarbeit zu kontrollieren habe.

Hinter den Kulissen herrscht nun heftiges Treiben: Einige Funktionäre versuchten offenbar, Wehmeyer zu überzeugen, seinen Rückzug zurückzunehmen. Becker & Co. müssen hingegen versuchen, die nötige Zweidrittelmehrheit (acht von zwölf Stimmen) zu sichern, denn diese scheint für Grill nicht gesichert.

Dass nach dem Zerwürfnis von Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer mit Wehmeyer ein zweiter Alt-HSVer nicht beim Vorstandsboss gewünscht ist, verstärkt zudem das Grollen an der Basis.