Nach acht Minuten führte Labbadias Team 2:0, dann drehte der VfL das Spiel, glich zum 2:2 aus. Doch der HSV zeigte Moral.

Wolfsburg. An den 21. September 2008 dachten die Wolfsburger bis zum Sonntag besonders gerne zurück. Damals bezwangen sie den HSV 3:0 und starteten eine Serie von insgesamt 15 Heimsiegen, die das Fundament für die Meisterschaft bildeten.

Auch in der neuen Saison begannen die Niedersachsen in der Volkswagen-Arena mit einem Sieg (2:0 gegen den VfB Stuttgart). Doch nun schloss sich der Kreis. In einem Spitzenspiel, das seinen Namen wirklich verdiente und die Zuschauer mit rassigem Tempofußball, spektakulären Toren und Torraumszenen begeisterte, bezwangen ausgerechnet die Hamburger die Festung in Wolfsburg und fügten dem VfL die erste Heimniederlage seit dem 15. April 2008 (0:1 gegen Bochum) zu.

Welch eine positive Entwicklung beim HSV: Noch vor zwei Wochen, nach dem blutarmen 1:1 beim Bundesligastart in Freiburg, präsentierte sich die Mannschaft als Team mit vielen offenen Baustellen. Doch immer mehr ist nun die Handschrift von Trainer Bruno Labbadia zu erkennen, der bereits bei Bayer Leverkusen mit seinem Offensivfußball begeisterte.

"Wir wussten, dass der HSV aggressives Pressing ausüben würde und schnell auf das erste Tor drängen würde", sagte Wolfsburgs Coach Armin Veh, der zunächst kopfschüttelnd und tatenlos mit ansehen musste, wie der HSV den deutschen Meister nach allen Regeln der Kunst auseinandernahm. "Das war schon sehr gut, was wir hier in der ersten Hälfte abgeliefert haben", sagte Labbadia, "ich kann der Mannschaft nur vorwerfen, dass sie zu wenig aus ihren Torchancen gemacht hat."

Insgesamt 27-mal schoss der Gast über die 90 Minuten auf das VfL-Tor, und hätte nicht ein überragender Diego Benaglio zwischen den Pfosten gestanden, hätte der HSV leicht sieben oder acht Treffer an diesem Abend erzielen können.

Fast noch bemerkenswerter am Auftritt des HSV war aber, wie die Mannschaft nach dem furiosen Zwischenspurt der "Wölfe" zu Beginn der zweiten Halbzeit mit den beiden Toren zum 2:2 ihr Comeback startete. Wer geglaubt hatte, dass der HSV nun zusammenbrechen würde, sah sich getäuscht. Mit dem Wechsel von Castelen für Trochowski gab Labbadia zudem das Signal, weiter auf die Offensive zu setzen und nicht das Remis verteidigen zu wollen. Wie der HSV mit großer Moral die Herrschaft gegen den Titelträger zurückeroberte, das war wahrlich meisterhaft und zeugt vom gewonnenen Selbstvertrauen. So war es keine Überraschung, dass Veh lobte: "Die Meisterschaft führt in dieser Saison nur über den HSV, vor allem, wenn ich an die Qualität auf der Bank denke."

Genauso wenig verwunderte die direkte Reaktion Labbadias, der nüchtern entgegnete: "Das würde ich auch an Armins Stelle sagen. Aber in Hamburg geht das alles zu schnell, positiv wie negativ. Wir haben einen ordentlichen Start hingelegt, mehr noch nicht. Ich habe noch keinen Klub gesehen, der es nach drei Spielen ins internationale Geschäft geschafft hat."

Der HSV-Coach erinnerte sich noch zu genau an die Kritiken nach dem Auftritt in Freiburg. Doch bei aller Zurückhaltung gab Labbadia dann doch zu: "Das Lob gilt vor allem der Mannschaft. Sie hat das Potenzial, Fußball zu spielen. Das ist mir schon sehr schnell nach meinem Arbeitsbeginn aufgefallen."

Wer weiß: Vielleicht war der so überaus erfolgreiche Abend in Wolfsburg für den HSV der Beginn einer wunderbaren Serie.

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