Eljero Elia war kaum zu beruhigen. Gott habe dem HSV, ihm und seinem Freund Romeo Castelen beigestanden. Der Fußball seines HSV sei spektakulär und der Sieg hochverdient. Bei der Spielanalyse des Niederländers entluden sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff etliche Superlative.

Hamburg. Allerdings nicht einer, um sich zu bewerten. Im Gegenteil: "Ich bin noch lange nicht bei hundert Prozent", überraschte einer der besten Feldspieler mit enormer Selbstkritik, "normal kann ich mehr."

Allerdings ergibt sich daraus im Umkehrschluss, dass dieser mitreißende HSV, der in den letzten drei Partien immerhin 13 Treffer erzielte, noch zulegen kann. "Wir spielen deutlich offensiver und haben eine Menge spielerische Qualität dazubekommen", erklärt Torschütze Mladen Petric, "dadurch schaffen wir es, uns passsicher bis zu den Torchancen vorzuarbeiten."

In der ersten Halbzeit vergaben die Hamburger gleich fünf hundertprozentige Chancen, in der zweiten Hälfte waren es trotz des frühen und schockierenden Ausgleichs ebenfalls fünf. "Dieser Fußball macht Spaß", hatte Trainer Bruno Labbadia vor dem Spiel gesagt - und recht behalten. Zumal auch die Defensive nicht vernachlässigt wurde. "Es ist spektakulär, aber nicht übertrieben", sagt Joris Mathijsen, "solange wir auch nach hinten arbeiten. Und das haben wir gegen Dortmund und jetzt gegen Wolfsburg, die ersten 15 Minuten nach der Halbzeit mal ausgenommen, gezeigt. So ist es auch für uns gegen so starke Angreifer wie Dzeko und Grafite einfacher. Und so können wir in der Bundesliga alle schlagen."

Unter Huub Stevens, der den HSV im Februar 2007 als Tabellenletzten übernahm und mit seinem defensiven System bis in den Uefa-Cup führte, über den nicht minder sicherheitsbedachten Martin Jol bis hin zum Hurra-Fußball von Labbadia. "Der Weg ist noch nicht gegangen", warnt dieser. "Aber wir sind ganz sicher auf dem richtigen Weg", führt Mannschaftskapitän David Jarolim die Aussage seines Trainers fort, "denn wir spielen nahe am Limit. Bei uns ist jeder in Bewegung, wir halten das Tempo dauerhaft hoch und wir knüpfen an unsere letzten guten Spiele an."

Ein großes Erfolgsgeheimnis des spektakulären Offensivfußballs ist dabei Zé Roberto. Der Neuzugang vom FC Bayern fungiert neben Jarolim als Edeltechniker auf der Position des zweiten "Sechsers", einer vornehmlich defensiv interpretierten Position. "Er macht das großartig", lobt Petric, "er hat einen maßgeblichen Anteil an unserem immer sicherer werdenden Passspiel." Hinzu kommt, dass mit Paolo Guerrero und Petric in der Spitze zwei extrem ballsichere Spieler agieren. Und eben Elia. "Zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir plötzlich lange Bälle gespielt und sind kurz aus dem Rhythmus gekommen. Erst danach hatte ich wieder mehr Bälle." Und der HSV mehr Torchancen. "Das war noch lange nicht alles", so Elia, "normalerweise kann ich deutlich mehr Torchancen kreieren." Gegen Wolfsburg waren es neben seinem Tor ja auch "nur" vier Hochkaräter bei insgesamt stolzen 27 Torschüssen des gesamten Teams.