Nach Pitroipas früher Führung stellten die Hamburger in Freiburg das Spiel ein. Der HSV erzeugte wenig Hoffnung.

Freiburg. Das Schreien und Juchzen war nur deshalb nicht zu hören, weil die Stadionlautsprecher erfolgreich dagegen ankämpften. Nebenan im Strandbad genossen viele Freiburger bei 26,7 Grad den badisch-schwülen Hochsommer. Während die Planscher leichte Kleidung bevorzugen, lief Bruno Labbadia trotz der drückenden Hitze anlässlich seines Bundesligastarts mit dem HSV im dunklen Anzug auf. Aber es hätte nicht dieser Temperaturen und seines feinen Zwirns bedurft, um dem neuen HSV-Trainer massenhaft Schweißperlen auf die Stirn zu treiben.

Was seine Spieler beim 1:1 anboten, war ungeeignet, um hoffnungsvoll in die nahe Zukunft zu schauen - was jene auch selbstkritisch eingestanden: "Wir können froh über den Punkt sein", sagte Mladen Petric, "wir haben in der Vorbereitung sehr gut angefangen, seit einer Woche können wir dem Gegner nicht mehr unser Spiel aufzwingen. Wir müssen schnell schauen, woran es liegt, und es abstellen. Sonst wird es schwer."

Wer geglaubt hatte, dass sich die HSV-Mannschaft nach dem katastrophalen Auftritt gegen Randers FC nur noch steigern konnte, wurde eines Besseren belehrt: Es ging tatsächlich noch schlechter.

Dabei war der Start mit der frühen Führung durch Heimkehrer Jonathan Pitroipa, der vor einem Jahr vom Breisgau nach Hamburg gewechselt war, perfekt, um einen engagiert-euphorischen Aufsteiger gleich in die Schranken zu weisen. Statt souverän augzutreten, gerieten die HSV-Profis aber in der Folge durch die beherzt anrennenden Freiburger von einer Verlegenheit in die nächste. Vor allem auf der linken HSV-Seite, mit Dennis Aogo und Pitroipa davor, taten sich immer wieder überdimensionale Löcher auf.

Aber nicht nur dort, auch in der Zentrale fehlte es an jeglicher Abstimmung. David Jarolim und Zé Roberto gelang es bis zur Pause zu keiner Zeit, für Beruhigung und einen geordneten Spielaufbau zu sorgen. "Ihr seid besser als der HSV", skandierten die Freiburger Fans zu Recht. Dass Labbadias Team 45 Minuten die Führung hielt, lag nur an der mangelhaften Chancenverwertung. Der HSV hingegen vergab die sich bietenden Kontermöglichkeiten kläglich und schien an der Bereitschaft, sich bei diesen schwierigen Wetterbedingungen zu quälen, einige Prozente fehlen zu lassen. Dabei musste der SC mit dem gänzlich unerfahrenen Ersatztorwart Manuel Salz antreten, und auch in der Innenverteidigung trat der HSV ersatzgeschwächt an. So war es kein Wunder, dass der Mut auf der einen Seite belohnt und die unverständliche Passivität bestraft wurde.

Sicher, nach dem 1:1 - Rozehnal beklagte später, er sei zuvor von Idrissou gefoult worden - spielte der HSV etwas mehr nach vorn. Dass die Hamburger am Ende nicht sogar als Verlierer vom Platz gingen, hatten sie Schiedsrichter Peter Sippel zu verdanken, der nach einer harten Attacke von Jansen gegen Makiadi nicht auf den Elfmeterpunkt zeigte.

Labbadia wies nach der Partie in seiner Analyse auf die zu kurze Vorbereitung hin, die kürzeste aller Bundesligaklubs: "Ein normaler Aufbau sieht anders aus." Klar, dass dann Defizite in der Kraft und Spritzigkeit auftreten und Kapitän David Jarolim erkennen musste, dass wir "von vorne bis hinten zu wenig gemacht haben". Fest steht: Weder im Pokal in Düsseldorf noch im Europacupspiel gegen Randers oder jetzt in Freiburg konnte der neue HSV das Geschehen dominieren, war zur Reaktion gezwungen. "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte Labbadia vor der Abfahrt. Wie wahr. Doch diese Woche wird kaum die Gelegenheit da sein, am homogenen Gebilde zu arbeiten - die Länderspielwoche steht an.

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