Nichts ist im heutigen Fußball unmöglich. Wie häufig hört man in Zeiten von 94-Millionen-Transfers diesen simplen Satz, der seine Berechtigung beinahe täglich bestätigt. Als ich aber von Zé Robertos Wechsel zum HSV hörte, war ich dann doch mehr als nur überrascht. Dieser Transfer ist für mich eine Sensation.

Dem HSV, insbesondere Ex-Manager Dietmar Beiersdorfer, der beharrlich um Zé Roberto warb, kann man zu der Verpflichtung nur gratulieren. Und auch Zé Roberto, der sich gegen die Millionen-Offerten aus der Wüste und aus der US-amerikanischen Operettenliga entschied, ist zu beglückwünschen.

Zweifler, denen das hohe Alter des Brasilianers Sorgen bereitet, kann ich beruhigen. Wer Zé Roberto kennt, der weiß, was für ein Musterprofi er ist. Ich habe das Glück, ihn seit mehr als zehn Jahren zu kennen, weil ich Bayer Leverkusen 1998 behilflich war, den damals 24-Jährigen nach Deutschland zu lotsen. Und ich weiß, dass kaum ein Fußballer so sehr auf seinen Körper und seine Fitness achtet, wie er. Ich bin mir sicher, dass Zé Roberto noch mindestens zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen kann und dem HSV, der bereits vor zwei Jahren versucht hat, ihn zu verpflichten, viel Freude bereitet. Auch der zuletzt schwächelnde Alex Silva, Hamburgs zweiter Brasilianer, dürfte durch den Transfer Auftrieb bekommen. In einem Telefonat bestätigte mir Zé, dass er sich freut, dass mit Alex ein weiterer Landsmann in Hamburg ist.

Trotz aller Euphorie birgt der Transfer aber auch Risiken. Obwohl Zé mehrere sehr lukrative Angebote ausgeschlagen hat, spielt er natürlich nicht umsonst in Hamburg. Im Gegenteil: Er wird auf Anhieb Topverdiener und ist somit auch zu guten Leistungen verpflichtet. Ich bin mir zwar sicher, dass sich Zé für den Erfolg der Mannschaft quälen wird, aber ich weiß auch, dass es ein Problem geben kann, wenn die erhofften Siege ausbleiben. Zé hat insgesamt sechs Jahre für Bayern München gespielt und ist es gewohnt, dass der Klub ganz oben steht. Ich weiß nicht, wie Zé Roberto reagiert, sollte der HSV seine hoch gesteckten Ziele nicht erreichen.

Schafft es der HSV, noch ein oder zwei Profis der gleichen Kategorie zu verpflichten, muss man sich keine Sorgen machen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das Team schlägt. Und wer weiß? Vielleicht ist mit Zé Roberto in dieser Saison ja sogar eine Überraschung möglich.

Wolfgang Kuhlmann ist seit Jahrzehnten in der Fußball-Bundesliga als Brasilien-Experte gefragt. Der Hamburger, der mittlerweile in Rio de Janeiro lebt, war unter anderem bei den Transfers von Zé Roberto, Lúcio und Emerson zu Bayer Leverkusen behilflich.